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Jemen: Fregatte «Hessen» schießt mutmaßliche Huthi-Drohnen ab – Politik

by Marko Florentino
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Gegen 20 Uhr am Dienstagabend wurde von der Fregatte Hessen die erste Drohne gesichtet, zwanzig Minuten später die zweite. Das Bordgeschütz mit der 76-Millimeter-Kanone wurde einsatzbereit gemacht, dann ein Nahbereichsverteidigungssystem. Beide Drohnen wurden getroffen, beim ersten Einsatz der Hessen im Roten Meer. Woher die Drohnen kamen oder was ihr Ziel war, das konnte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Berlin nicht sagen. Der Kommandant an Bord der Fregatte müsse entscheiden, ob die Drohnen so gefährlich sein könnten, dass Munition zum Einsatz komme, um die Fregatte selbst oder Handelsschiffe zu schützen.

Und genau deshalb wurde die Hessen ja in die Einfahrt zum Roten Meer geschickt, wo die von Iran unterstützte Huthi-Miliz aus Jemen seit Monaten Frachtschiffe angreift – angeblich aus Solidarität mit den Palästinensern und um Israel zu zwingen, den Krieg in Gaza zu beenden. Man greife nur Schiffe aus Israel, den USA und ihren Verbündeten an, hatten die Huthi schon einmal behauptet. In der Realität haben ihre recht wahllosen Angriffe Schiffe aus etwa 30 Nationen getroffen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte schon vor dem Beginn der Mission gewarnt, dass es sich um den «schwierigsten Einsatz der deutschen Marine seit vielen Jahrzehnten» handele. Das habe sich nun schnell bestätigt, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. Er erklärte, es habe bereits am Tag zuvor, also am Montag, einen Zwischenfall gegeben. Die Fregatte habe eine Drohne gesichtet, von der nicht klar gewesen sei, ob sie gefährlich war oder nicht. Ein versuchter Abschuss der Drohne sei dann misslungen. Hinterher habe sich herausgestellt, dass es sich nicht um eine feindliche Drohne gehandelt habe. Es war vielmehr die eines verbündeten Landes, die verfehlt wurde.

Die Hessen ist Teil des EU-Einsatzes Aspides, an dem sich Soldaten und Schiffe aus Italien, Griechenland und Deutschland beteiligen. Die USA und Großbritannien haben bereits im Dezember 2023 die «Operation Prosperity Guardian» ins Leben gerufen, der ein weiteres Dutzend Staaten angehört, die aber vor allem logistische Hilfe leisten. Seitdem wurden Dutzende Drohnen und Raketen der Huthi abgefangen und seit dem 12. Januar auch Stellungen der Huthi in Jemen selbst angegriffen.

Der britische Frachter «Rubymar» droht auseinanderzubrechen

Die Angriffe der Huthi auf Frachter im Roten Meer konnten dadurch allerdings nicht gestoppt werden. Vor zehn Tagen traf eine Huthi-Rakete den britischen Frachter Rubymar, der seitdem manövrierunfähig ist und zu sinken droht. Bereits jetzt läuft aus dem Tanker Öl aus, das einen etwa 30 Kilometer langen Film gebildet hat. Das Schiff könnte in den kommenden Tagen auseinanderbrechen, warnen Experten. Die geladenen 40 000 Tonnen Dünger könnten im Roten Meer eine Umweltkatastrophe auslösen.

Auf den Abschuss der Drohnen durch die deutsche Marine haben die Huthi bisher nicht reagiert. Die vergangenen Angriffe der USA und Großbritanniens hatten sie aber stets zum Anlass genommen, ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, den Kampf fortzusetzen.

Viele Jemen-Experten bezweifeln, dass die Angriffe auf die Huthi ihr Ziel erreichen, nämlich den Schiffsverkehr im Roten Meer zu sichern. Etwa 15 Prozent aller Frachtschiffe weltweit passieren die Meerenge Bab el-Mandeb, der Anteil am Containeraufkommen soll sogar bei 30 Prozent liegen. Mitte Februar ist die Zahl der Schiffe, die durch den Suezkanal fuhren, auf die Hälfte des Vorjahresniveaus gesunken. Für den Staat Ägypten als Betreiber des Kanals ist der Schwund ein enormes Problem, dem Land könnten viele Milliarden US-Dollar an Gebühren entgehen. Auch andere Staaten der arabischen Welt leiden unter den gestiegenen Containerkosten.

Saudi-Arabien musste einsehen, dass die Huthi militärisch kaum zu schlagen sind

Dennoch kommt weder aus Ägypten noch aus Saudi-Arabien Kritik an den Huthi. Die Scheichs in Riad hätten noch vor wenigen Jahren jede Gelegenheit genutzt, um im Bündnis mit den USA gegen die Huthi vorzugehen, mit denen sie seit 2015 einen bitteren Krieg kämpften. Doch auch die Saudis mussten nach vielen Jahren einsehen, dass die Huthi militärisch kaum zu schlagen sind. Seit 2021 werden unter Vermittlung Omans Friedensgespräche geführt, seit April 2022 hält ein Waffenstillstand. Die Saudis wollen diese Gespräche über einen umfassenden Frieden im jemenitischen Bürgerkrieg nicht gefährden und warnen die USA sogar vor weiteren Angriffen.

«Die Huthi profitieren politisch von den Angriffen, da sie das von der Gruppe kultivierte Narrativ unterstützen, dass sie Freiheitskämpfer sind, die den westlichen Imperialismus in der muslimischen Welt bekämpfen», schreibt der Jemen-Experte Mahad Darar in The Conversation. Armut, nicht gezahlte Regierungsgehälter und eine bröckelnde Infrastruktur hätten den Huthi in Jemen in den vergangenen Jahren viel Kritik eingebracht. Nun könnten die Huthi das Volk wieder gegen einen gemeinsamen Feind versammeln, gegen den angeblich imperialistischen Westen. In den vergangenen Wochen präsentierten die Huthi auf den Straßen von Sanaa Hunderttausende neue Rekruten. Sie scheinen stärker zu sein denn je.



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