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Israel unter Schock: Hamas übergibt statt toter Geisel eine unbekannte Frau – Politik

by Marko Florentino
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Ein ganzes Land fährt voller Schrecken seelische Achterbahn, und selbst an Tiefpunkten kann es noch weiter steil bergab gehen: Fassungslos haben die Israelis am Freitagmorgen vernommen, dass von der Hamas tags zuvor eine falsche Leiche übergeben worden ist. Schiri Bibas, am 7. Oktober 2023 zusammen mit ihren beiden kleinen Söhnen entführt, lag nicht in jenem Sarg, der in einer grotesken Propagandashow im Gazastreifen ausgestellt und dann nach Israel überführt worden war. Premier Benjamin Netanjahu reagierte darauf mit scharfen Drohungen. Offen blieb zunächst, wie sehr dieser Vorfall den Fortgang der Verhandlungen über den weiteren Geiselaustausch und ein Ende des Kriegs belasten wird.

Die Leichen von vermeintlich vier Geiseln waren am Donnerstag im Zuge der Vereinbarung über eine Waffenruhe in Chan Yunis von der Hamas an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben und anschließend vom israelischen Militär in ein Forensikinstitut nahe Tel Aviv gebracht worden. Bestätigt wurde dort die Identität von drei Entführten: des 83-jährigen Oded Lifshitz und der beiden Bibas-Söhne Ariel, der nur vier Jahre alt wurde, und Kfir, ein Baby von neun Monaten. Die Experten stellten auch fest, dass alle drei schon bald nach ihrer Verschleppung aus dem Kibbuz Nir Oz von ihren Entführern „brutal ermordet“ worden seien, die Kinder laut Armeesprecher „mit bloßen Händen“. Die Forensiker widersprachen damit der Darstellung der Hamas, dass die toten Geiseln Opfer des israelischen Bombardements geworden seien.

Ist es Teil eines bösen Psychokriegs? Hamas gibt eine andere Erklärung

Rätselhaft bleibt jedoch die Identität der vierten übergebenen Leiche. Auch ein DNA-Vergleich mit allen anderen im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln ergab keinen Treffer. Vermutlich handelt es sich also um die sterblichen Überreste einer Palästinenserin. Der Schock über diese Aktion führte zur Vermutung, dass dies eine besonders bösartige Form des Psychokriegs der Terrortruppe sein könnte. Hamas-Vertreter versuchten sich jedoch am Freitag an anderen Erklärungen. Die sterblichen Überreste von Schiri Bibas hätten sich wohl nach einem israelischen Luftangriff unter den Trümmern mit anderen Leichen vermischt. Eigene Untersuchungen des Vorfalls wurden angekündigt.

In Israel entschied die militärische und politische Führung, der verworrenen Lage mit Entschlossenheit zu begegnen. Ein Armeesprecher sprach von einem „schwerwiegenden Verstoß“ gegen die Waffenstillstandsvereinbarung, der zufolge vier tote Geiseln hätten übergeben werden müssen. Regierungschef Netanjahu drohte den „Hamas-Monstern“ mit Vergeltung. „Wir werden mit aller Klarheit handeln, um Schiri zusammen mit allen anderen Geiseln – den lebenden wie den toten – nach Hause zu bringen, und wir werden sicherstellen, dass die Hamas den vollen Preis für diesen grausamen Verstoß gegen das Abkommen zahlt“, sagte er in einer Videobotschaft.

Am Samstag sollen sechs weitere Geiseln entlassen werden

Am Freitagmorgen blieb der Grenzübergang Kerem Schalom, über den Hilfsgüter aus Israel in den Gazastreifen gebracht werden, geschlossen. Ob weitere Maßnahmen folgen, blieb unklar. An diesem Samstag soll die Achterbahn der Emotionen eigentlich wieder eine Höhe erklimmen: Sechs Geiseln sollen freigelassen werden, von ihren Familien und dem ganzen Land sehnlichst erwartet. Das Forum der Angehörigen veröffentlichte eine Erklärung, in der die israelische Führung aufgefordert wird, „weise und verantwortungsvoll“ zu agieren, um die Rückkehr der noch 70 in Gaza festgehaltenen Geiseln nicht zu gefährden.

In jedem Fall dürfte der Vorfall eine Belastung sein für die Verhandlungen über eine zweite Phase des Abkommens, die nächste Woche beginnen und zu einem Ende des Kriegs führen sollen. Netanjahu hat die Leitung des israelischen Teams seinem Vertrauten Ron Dermer gegeben, Minister für Strategische Angelegenheiten. Ins Abseits gedrängt wurden damit offensichtlich die bisher federführenden Chefs der Geheimdienste Schin Bet und Mossad. Erwartet wird eine straffe Verhandlungsführung aus Washington. Der amerikanische Sondergesandte Steve Witkoff verkündete: „Wenn wir hart arbeiten, gibt es eine wirkliche Chance auf Erfolg.“

In all der Unruhe und Ungewissheit wurde überdies noch ein israelisches Trauma getriggert, als am Donnerstagabend in der Tel Aviver Vorstadt Bat Jam drei geparkte Busse explodierten. Zwei weitere Sprengsätze wurden Berichten zufolge in anderen Bussen gefunden. Verletzt wurde niemand, aber es rief den Schrecken der Zweiten Intifada von 2000 bis 2005 wieder hervor, als Busse wiederholt Ziel blutiger palästinensischer Anschläge waren. Zur Tätersuche ordnete Netanjahu umgehend einen massiven Militäreinsatz im Westjordanland an. Im Schatten der Kämpfe um Gaza hat sich dort ohnehin längst ein zweiter Kriegsschauplatz entwickelt.



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