Für Aufregung sorgt aktuell eine Rede von Theodor Weimer, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse. Weimer kritisiert darin in deutlichen Worten die Wirtschaftspolitik in Deutschland und die Bundesregierung. In den sozialen Medien verbreiten sich die Videoschnipsel rasant, auf Zustimmung stößt der Beitrag vor allem in rechten Kreisen. Die Rede hatte Weimer bereits am 17. April bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsbeirats Bayern gehalten.
Dort sagt er: „Wir sind, ökonomisch gesprochen, auf dem Weg zum Entwicklungsland.“ Als Börsenchef sei er international viel unterwegs. Eines sei klar: „So schlecht wie jetzt war unser Ansehen in der Welt noch nie.“ Er habe direkte Kenntnis, was internationale Investoren über Deutschland sagen. Die Gespräche mit Investoren hätten „fatalistischen Charakter“, sie sagten: Wenn Deutschland so weitermache, werde man das Land „noch weiter meiden“. Investoren würden nur noch in Deutschland investieren, weil es so günstig sei, sagt er weiter: „Wir sind zum Ramschladen geworden.“ Weimer ist seit Januar 2018 Chef der Deutschen Börse.
Über ein Treffen mit dem Grünen-Politiker Robert Habeck sagt Weimer: „Ich habe inzwischen mein 18. Treffen mit unserem Vizekanzler und Wirtschaftsminister Habeck hinter mir und ich kann Ihnen sagen: Es ist eine schiere Katastrophe.“
Auch zur Migrationspolitik äußert er sich. Sie werde allseits „als vollkommen falsch empfunden“, und weiter: „Unsere Ausrichtung am Gutmenschentum wird nirgends geteilt.“
Mehrere AfD-Accounts teilen die Rede in sozialen Medien
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung «Wie holen wir mehr Investitionen nach Deutschland und Bayern?» hatte der Wirtschaftsbeirat Bayern schon im Mai auf der Plattform Youtube hochgeladen. Darin kommen neben Weimer auch andere Redner zu Wort, das Video geht über zwei Stunden lang. Dass der Redeausschnitt von Weimer erst jetzt viral geht, hängt möglicherweise damit zusammen, dass der Wirtschaftsbeirat am Freitag erneut ein Video von der Veranstaltung hochlud – diesmal nur mit der Rede Weimers.
Viele rechte Accounts greifen die Worte nun auf, darunter mehrere der AfD. Beatrix von Storch, stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, schreibt auf der Plattform X: Weimer spreche die Dinge an, die schieflaufen. Der AfD-Politiker Manfred Schiller vom AfD-Kreisverband Weiden-Neustadt-Tirschenreuth schreibt auf X: Weimer bestätige mit seiner Rede „die Einschätzung und die Warnungen“ der AfD. Auch die AfD Sachsen postet einen Ausschnitt der Rede und ruft zum Teilen auf.
In zahlreichen Beiträgen kritisieren Nutzer aber auch den Auftritt des Börsenchefs. Weimer betreibe Alarmismus, heißt es. Kritisiert wird auch das pauschale Standort- und Politikbashing. Auf Kritik stößt außerdem die nach Meinung vieler überzogene Wortwahl: Bei aller berechtigten Kritik an einer Regierung sei diese Wortwahl spaltend.
