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Fußball-EM 2024: Deutschlands stärkster Gruppengegner? Die Schweiz! – Sport

by Marko Florentino
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Murat Yakin zögerte noch kurz, aber dann hatte er wohl einfach zu viel Lust, ein bisschen mitzufeiern. Die gesamte Mannschaft der Schweiz hatte sich vor seiner Bank versammelt, um das Tor zum 2:0 gegen Ungarn zu bejubeln, dann lief auch der Trainer auf den Platz, um seinen Spielern auf die Schultern zu klopfen. Und was sollte man sagen? Natürlich hatte er einen großen Anteil an diesem Treffer.

Yakin, 49, gehört wohl zu den Trainern mit dem schwierigsten Stand bei dieser Europameisterschaft, im vergangenen Herbst wurde in der Schweiz nach einer Serie enttäuschender Spiele hier und da bereits seine Ablösung gefordert, sein Vertrag läuft bis zum Ende des Turniers. Doch nun, nach dem ersten Vorrundenspiel, ist Yakin erst mal der Trainer, der beim Schweizer 3:1-Auftaktsieg alle Torschützen entweder überraschend aufstellte oder einwechselte: Kwadwo Duah, Michel Aebischer, schließlich Breel Embolo. Und die Schweiz, vorher nicht so leicht einzuschätzen, ist nun der ärgste Konkurrent für Deutschland im Kampf um den Sieg in der Gruppe A.

„Ich träume immer noch! Ich explodiere innerlich, ich kann es noch gar nicht glauben“, sagte Duah im Schweizer Fernsehen, „es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis ich das realisiere.“ Und Kapitän Granit Xhaka analysierte: „Wir hatten eine sehr gute erste Halbzeit. In der zweiten Hälfte waren wir nicht schlechter, die Ungarn mussten aber mehr machen. Wir haben den Sieg verdient!“

In gewisser Weise konnten beide Kontrahenten, die Schweizer und die Ungarn, bei ihrem Start in dieses Turnier erst mal nur verlieren. Sie konnten in Köln ja kaum einen fröhlicheren Eindruck hinterlassen und kaum zahlreicher erscheinen als die Schotten tags zuvor beim Auftaktspiel in München. Dort, wo sonst die Anhänger des 1. FC Köln stehen, versammelten sich die Schweizer. Die in schwarz gekleideten ungarischen Fans, von der EM 2021 noch in eher unrühmlicher Erinnerung, standen im Norden. Laut wurde es dann auf beiden Seiten, und zumindest auf Seiten der Schweizer auch sehr fröhlich.

Sportlich, auch das war vorher klar, würden sich beide Teams hingegen kaum schwächer präsentieren können als die Schotten beim 1:5 gegen Deutschland. Die Frage allerdings, wer als Favorit in dieses zweite EM-Spiel ging, war vorher nicht so recht geklärt. Die Schweizer haben mehr prominente Individualisten, eine Achse aus Torwart Yann Sommer von Inter Mailand, Innenverteidiger Manuel Akanji von Manchester City und eben Xhaka, Meister und Pokalsieger mit Bayer Leverkusen, im Mittelfeld.

Doch als besser in Form, als eingespielter galten die Ungarn. Bis zum 1:2 im Test gegen Irland in der vergangenen Woche war die Mannschaft 14 Spiele in Serie ohne Niederlage geblieben. Und wenn von den Stärken des Teams von Trainer Marco Rossi die Rede war, dann immer auch von der besonderen Taktik des Italieners, die viele Freiheiten für die wichtigsten Spieler vorsieht, insbesondere für Dominik Szoboszlai vom FC Liverpool.

Michel Aebischer ist an den beiden ersten Toren beteiligt

In der Aufstellung der Ungarn fanden sich kaum Überraschungen, in jener der Schweizer allerdings schon. Yakin ließ den 32-jährigen Xherdan Shaqiri genauso auf der Bank wie Mittelstürmer Zeki Amdouni vom Premier-League-Absteiger Burnley. Dafür stürmte Duah, ein ehemaliger Profi vom 1. FC Nürnberg, der inzwischen bei Ludogorez Rasgrad in Bulgarien unter Vertrag steht – und erst sein zweites Länderspiel bestritt. Und auch Aebischer, Mittelfeldspieler vom FC Bologna, rückte unerwartet in die Startelf, zumal als linker Außenverteidiger.

Genau die beiden Neuen waren dann die Protagonisten der Anfangsphase. Die Schweiz hatte meist den Ball, Xhaka übernahm wie erwartet die Hauptrolle im Spielaufbau, später wurde er zum Spieler des Tages gekürt. Ungarische Konter ließ seine Mannschaft kaum entstehen. Und in der zwölften Minute führte eine Kombination zum ersten Mal zum Ziel: Aebischer, der von links oft in die Mitte zog, spielte den Ball am Ende einer schier ewigen Passstafette zwischen zahlreichen ungarischen Verteidigern hindurch in den Lauf von Duah, der Stürmer traf – und jubelte etwas später dann auch, als Schiedsrichter Slavko Vincic seine Abseitsentscheidung zurückgenommen hatte.

Michel Aebischer erzielt das 2:0. (Foto: HMB Media/HMB-Media/Imago)

Die Schweizer blieben klar die dominante Mannschaft, in der 20. Minute hätte Ruben Vargas vom FC Augsburg schon das 2:0 erzielen müssen. Er scheiterte, nachdem er einen Fehlpass des Ungarn Milos Kerkez aufgenommen hatte, allein vor dem Tor an Torwart Peter Gulacsi von RB Leipzig. Während die Ungarn auch nach der aufgeregten Anfangsphase nicht ins Spiel fanden, weder gefährlich wurden noch mit ihrer tiefen Fünferkette effektiv verteidigten, nutzten die Schweizer die großen Räume, die sich ihnen boten, noch vor der Pause zum 2:0. Diesmal schoss Aebischer selbst, als ihn vor dem Strafraum niemand angriff, und schlenzte den Ball ins Eck.

Die zweite Halbzeit begann ohne große Veränderung der Kräfteverhältnisse, die Schweiz wirkte weiter souverän, auch wenn die Ungarn nun angreifen mussten. Sie nutzten nach 67 Minuten eine Chance, bei der sie ihre Stärken zur Geltung zu bringen konnten, das heißt vor allem: den rechten Fuß von Szoboszlai. Er hatte ein wenig Platz am Strafraumrand, und prompt flankte er den Ball perfekt mit Schnitt vors Tor. Barnabas Varga traf per Kopf zum 1:2.

Nun waren es kurz die Ungarn, die das Geschehen bestimmten, inzwischen mit dem eingewechselten Martin Adam im Sturm, einem Fußballer mit der Statur eines Handball-Kreisläufers. Yakin brachte den ehemaligen Gladbacher Embolo, um für ein bisschen Entlastung zu sorgen.

Und wer noch Zweifel hatte, dass dieser Tag in Köln den Schweizern und ihrem Trainer gehörte, der wusste es dann spätestens in der Nachspielzeit: Embolo, in dieser Saison lange mit einem Kreuzbandriss ausgefallen, verlor auf dem Weg zum Tor seine Bandage, aber hob den Ball trotzdem zum 3:1 über Gulacsi hinweg ins Netz.



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