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Abschied von Rafael Nadal: letztes Davis-Cup-Turnier in Malaga – darf er nochmal spielen? – Sport

by Marko Florentino
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Für zehn Uhr war die Pressekonferenz angesetzt, aber schon einige Minuten früher verebbte das Gemurmel, als dämpfe die Melancholie die Geräusche. Dann trat von links die spanische Tennismannschaft in den weiten Saal, ebenfalls schweigend, und als in die Friedhofsstimmung hinein die erste Frage gestellt war, sagte Rafael Nadal erst einmal höflich: „Hello, good morning.“

Darauf hat man sich immer verlassen können, zwanzig Jahre lang, dass es Rafael Nadal, dem größte Tennisspieler, den die iberische Halbinsel je hervorgebracht hat, nie an Verbindlichkeit, Rücksicht und guten Manieren fehlen würde. Er hat 22 Grand-Slam-Titel gewonnen, 14 Mal in Paris triumphiert, 209 Wochen lang Platz eins der Weltrangliste besetzt und null Mal öffentlich ein schlechtes Wort über Gegner verloren oder sein Racket über den Platz gefeuert. Good morning, buenos dias, allerseits.

Pressekonferenzen kommen bei Davis-Cup-Turnieren ständig vor, bei der Finalrunde in Malaga war jedoch schon die Anreise ungewöhnlich. In zwei Bussen wurden die Journalisten aus der Stadt an der Küste entlang in ein Hotel nach Fuengirola chauffiert, wo auf halbem Weg nach Marbella zwischen den weißen Villen die Tennisteams residieren. Allerdings war der kollektive Ausflug nicht als Hommage an Nadal, 38, zu verstehen, sondern den logistischen Erfordernissen geschuldet, wie der Tennisweltverband ITF versicherte. Denn das Interesse an dem Termin überstieg die Sitzplatzkapazitäten der Konferenzsäle des Sportzentrums in Malaga. Mehr als 300 Reporter sind akkreditiert, Fernsehcrews der TV-Rechteinhaber nicht mitgerechnet.

Dabei wurde im Hotel in den Hügeln von Fuengirola längst keine Weltneuigkeit mehr bekanntgegeben. Bereits im Mai 2023 hatte Nadal, dem damals eine Hüftoperation bevorstand, erstmals öffentlich über sein Karriereende nachgedacht, ohne jedoch einen Termin zu nennen. Seitdem hat er nur noch wenig gespielt, 19 Matches in diesem Jahr, einschließlich der Erstrundenniederlage bei den French Open – jenem Turnier, für das er seit 2005 einen Hegemonie-Anspruch erhoben hatte – und der für ihn ebenso schmerzlichen Zweitrundenniederlage bei Olympia gegen Novak Djokovic, für den er kein adäquater Herausforderer mehr war. Das Resultat vom August in Paris (1:6, 4:6) ist das letzte offizielle der 1307 Ergebnisse Nadals in der Liste der Profiorganisation ATP. Seit dem 10. Oktober steht nun fest, dass beim Davis-Cup-Finale, passenderweise in Spanien, endgültig der letzte Vorhang fällt. Wie sehr seine Landsleute Anteil an dem Abschied ihres Tennis-Matadors nehmen, lässt sich an den Flaggen rund um die Martin-Carpena-Arena ablesen und an dem Schriftzug, der sich quer über die Fassade des gegenüberliegenden Fußballstadions zieht: „Gracias Rafa!“

Er ist nie ein Showman gewesen – trotz seiner spektakulären Spielweise

Er sei sehr dankbar für die Anteilnahme, die er all die Jahre gespürt habe, sagte Nadal am Montag: „Jeder weiß, dass ich mein Land generell liebe. Ich hätte nie fortziehen können, ich lebe hier gern. Und ich bin natürlich sehr froh, dass ich mein letztes Turnier in Spanien spielen kann.“ Möglich gemacht haben dies, das vergaß er nicht zu erwähnen, die Kollegen, die sich ohne ihn für die Finalrunde qualifiziert hatten. Ob Nadal tatsächlich am Dienstag im Viertelfinale gegen die Niederlande zum Einsatz kommt, hat Kapitän David Ferrer nach eigener Aussage angeblich noch nicht entschieden; neben Wimbledonsieger Carlos Alcaraz, 21, stehen Pedro Martínez und Roberto Bautista bereit.

Denn Nadal sagt seiner großen Liebe, dem Tennis, nicht Adiós, weil er ihr überdrüssig geworden wäre, sondern weil sein geschundener Körper den Belastungen nicht mehr standhält. Er habe in den vergangenen anderthalb Monaten jeden Tag so hart wie möglich trainiert, sagte er, aber wenn die Wettkämpfe fehlten, sei es schwer, ein gewisses Leistungslevel zu erreichen oder zu halten. „Und wenn ich nicht mehr mithalten kann, dann verliere ich im täglichen Training auch die Freude, die ich brauche, um wettbewerbsfähig zu sein.“ Und so habe er sich zum Schluss gefragt: „Okay, vielleicht kann ich noch ein Jahr durchhalten. Aber wozu?“ Sich eine weitere Saison rund um den Globus von jedem Turnier einzeln zu verabschieden, Blumen und Hommagen entgegenzunehmen, „dafür“, sagte Nadal, „habe ich nicht das Ego“. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er es nicht einmal in Paris, vor seinem Lieblingspublikum, fertigbrachte zu sagen, dass er nicht wiederkehren würde – auch wenn er es ahnte.

Er ist kein Spieler für die Galerie. Er ist nie ein Showman gewesen –  trotz dieser spektakulären Spielweise und der Topspin-Vorhand, die er wie einen Peitschenschlag nach oben über den Kopf schnellen lässt, was den Bällen Wucht und enormen Drall verschafft. Nadal hat sich immer nur als Wettkämpfer gesehen. „Ich trainiere, seit ich sieben oder acht Jahre alt war“, erzählte er: „Ich habe zwar mit drei angefangen. Aber mit sieben oder acht kam der Vorsatz, mit Leidenschaft und so gut wie möglich zu spielen.“ Das habe er beibehalten, bis zum Schluss, und deshalb sei er jetzt auch mit sich im Reinen.

Ein Auftritt noch in Malaga, vielleicht ein weiterer – im Einzel, Doppel oder nur auf der Bank. Er wird alles geben. Auch darauf war ja immer Verlass.



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