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Dieser Artikel wird bis zur Bundestagswahl 2025 regelmäßig aktualisiert. Sie finden hier:
- Den Stand der Umfragen zur Wahl. Derzeit liegt die Union vorne.
- Die Kanzlerfrage: Merz oder Scholz? Oder doch lieber Habeck? Ein enges Rennen mit Überraschungen in einigen Bevölkerungsgruppen.
- Die wichtigsten Probleme der Deutschen: Warum die Wirtschaftskrise der Union hilft.
2025 wählen mehr als 60 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland einen neuen Bundestag. Ursprünglich war als Wahltermin der 28. September geplant, doch nach dem Zerwürfnis der Ampelkoalition am 6. November soll es nun schon am 23. Februar 2025 Neuwahlen geben. Um vorgezogene Wahlen zu ermöglichen, stellte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 16. Dezember im Bundestag die Vertrauensfrage und verlor diese erwartungsgemäß. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier entscheidet, ob der Bundestag aufgelöst wird. Die Entscheidung will er am 27. Dezember verkünden.
In Umfragen ermitteln Meinungsforschungsinstitute, wie die Parteien abschneiden könnten, falls bereits am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären.
In der Sonntagsfrage führen die Unionsparteien CDU und CSU mit deutlichem Abstand, sie würden aktuell wahrscheinlich mehr als 30 Prozent der Stimmen holen und damit ihr Ergebnis der Bundestagswahl 2021 voraussichtlich verbessern. Die Parteien der regierenden Ampelkoalition sind hingegen in den Umfragen abgestürzt. Die SPD liegt bei Werten knapp über 15 Prozent, die Grünen legen etwas auf 11 bis 14 Prozent zu, die FDP muss mit höchstens fünf Prozent sogar um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen.
Neben den Unionsparteien hat auch die AfD in den Umfragen deutlich zugelegt und würde bei einer aktuellen Wahl mit höchstens gut 20 Prozent vor der SPD auf Platz zwei landen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verliert nach einem zwischenzeitlichen Umfragehoch im Frühherbst an Boden, bundesweit würde die Anfang 2024 neu gegründete Partei nur noch etwas über der Fünf-Prozent-Hürde liegen. Linke und Freie Wähler würden es aktuell eher nicht in den Bundestag schaffen.
Wie genau das Ergebnis ausfallen wird, können auch Umfragen nicht zeigen, sie können immer nur ein aktuelles Stimmungsbild einfangen. Da für einzelne Umfragen immer nur gut 1000 Menschen befragt werden, sind die Ergebnisse auch mit Unsicherheiten behaftet. Um ein besseres Bild davon zu vermitteln, in welchem Prozentbereich die Parteien realistisch landen könnten, berechnet die Süddeutsche Zeitung einen Umfragekorridor aus den neuesten Umfragen.
Die Deutschen sind unentschieden, wer der nächste Kanzler werden soll
Die Union führt zwar mit großem Abstand die Umfragen an. Es wäre eine große Überraschung, sollte sie die Bundestagswahl nicht gewinnen. Eine Chance für die anderen Parteien könnte jedoch darin liegen, dass ihr Kanzlerkandidat Friedrich Merz in einigen Bevölkerungsgruppen äußerst unbeliebt ist. Bei der Frage der Forschungsgruppe Wahlen, ob man lieber Merz oder Scholz als Kanzler hätte, liegen beide Kandidaten gleichauf. Auch bei der Wahl zwischen Merz und Robert Habeck (die Grünen) ist der Vorsprung des CDU-Chefs eher gering.
Merz scheint zu polarisieren. In einigen Bevölkerungsgruppen ist er seinen Konkurrenten deutlich unterlegen. Junge Menschen unter 35 Jahren und Großstädter wünschen sich lieber Scholz oder Habeck als Bundeskanzler. Bei älteren Menschen ab 60 Jahren, in ländlichen Gegenden und bei Männern ist hingegen Merz der Favorit.
Ein weiteres Anzeichen für eine durchaus noch offene Wahl sind die Beliebtheitswerte der Kanzlerkandidaten. Die Befragten können auf einem Thermometer angeben, was sie von den Spitzenpolitikern halten. In der Gesamtbevölkerung liegen Habeck (-0,4), Merz (-0,5) und Scholz (-0,9) allesamt im negativen Bereich. Merz schneidet bei den jungen Wählenden aber fast zweieinhalb Sympathiepunkte schlechter ab als bei den Alten.
Wer die Wahl gewinnen will, muss Lösungen für diese Probleme anbieten
Die Wirtschaftslage wird von rund einem Drittel der Befragten als wichtigstes Problem in Deutschland wahrgenommen – und liegt damit noch vor dem Themenkomplex Migration und Flucht. Die Energieversorgung und das Klima werden von rund jeder siebten befragten Person und damit am dritthäufigsten genannt.
Mit der Inflation ist zwar auch die Wahrnehmung von Preisen und Löhnen als eines der wichtigsten Probleme in Deutschland zurückgegangen – das Thema gehört aber, zusammen mit den Renten und dem sozialen Gefälle, weiter zu den am häufigsten genannten.
Dass die wirtschaftliche Entwicklung den Befragten aktuell die größten Sorgen bereitet, überrascht wenig: In den vergangenen Monaten häuften sich Meldungen über eine stagnierende deutsche Wirtschaft. Und auch für das Jahr 2025 sehen die Prognosen düster aus. Umso mehr stellt sich die Frage: Wem trauen die Deutschen zu, die Krise in den Griff zu bekommen?
Mehr als jede dritte befragte Person ist der Meinung, dass die Union die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland am besten lösen kann. Sie liegt mit großem Abstand vor der SPD. Nur acht Prozent sehen die größte Wirtschaftskompetenz bei den Grünen mit dem amtierendem Wirtschaftsminister Habeck als Spitzenkandidat – sie liegen gleichauf mit der AfD. Beinahe jeder Fünfte traut dagegen keiner Partei zu, die momentanen Probleme zu lösen.
Unter diesen Vorzeichen findet die Bundestagswahl 2025 statt
Bisher regierte in Deutschland eine Koalition aus SPD, Grüne und FDP unter der Führung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Nach der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner und dem Rücktritt aller anderen FDP-Minister mit Ausnahme von Volker Wissing besteht das Bündnis aktuell nur noch aus SPD und Grünen und hat keine Mehrheit im Bundestag.
Laut den jüngsten Umfragen würde sich das durch Neuwahlen nicht ändern, SPD und Grüne kämen zusammen auf höchstens 30 Prozent. Auch die ursprüngliche Koalition inklusive der FDP würde bei der Bundestagswahl nicht genügend Sitze im Bundestag für eine erneute Regierung gewinnen, zumal bei den Liberalen fraglich ist, ob sie es überhaupt ins Parlament schaffen. Der Bruch in der Ampelkoalition könnte die Umfragewerte in den kommenden Wochen allerdings noch einmal stark beeinflussen. In welche Richtung, das ist aktuell noch nicht absehbar.
Der letzte bundesweite Stimmungstest erfolgte bei der Europawahl am 9. Juni 2024. Hier zählten CDU/CSU und AfD zu den stärksten Parteien. Für den Newcomer BSW war es eine erfolgreiche erste Wahl: In mehreren Landkreisen erreichte die junge Partei aus dem Stand zweistellige Prozentergebnisse. Die SPD hingegen erzielte ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei einer Europawahl.
Das sind die Kanzlerkandidaten und -kandidatinnen
Welche Parteien zur Wahl antreten, ist noch nicht klar. Alle Parteien, die in der aktuellen Regierungsperiode mit mindestens fünf Sitzen im Bundestag vertreten sind, stehen sicher auf dem Wahlzettel. Dazu kommen Parteien und Einzelkandidaten und -kandidatinnen, die genügend Unterschriften sammeln sowie Parteien, die nationale Minderheiten vertreten. Vier Parteien haben bisher offiziell einen Kanzlerkandidaten oder eine Kanzlerkandidatin bestätigt:
- SPD: Olaf Scholz
- CDU/CSU: Friedrich Merz
- Die Grünen: Robert Habeck
- AfD: Alice Weidel
Ob beispielsweise die FDP oder das BSW einen Spitzenkandidaten aufstellen, ist bisher nicht bekannt. Bei beiden Parteien ist es aber eher unwahrscheinlich. Der Kanzlerkandidat wird zwar nicht direkt gewählt, repräsentiert aber die Partei und soll im Falle eines Wahlsiegs zum neuen Bundeskanzler werden.