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Bayer Leverkusen: Wieder ein Siegtor in der Nachspielzeit – Sport

by Marko Florentino
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Kurz vor dem Anpfiff musste sich Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes mit einer Frage auseinandersetzen, die nach den Geschehnissen vom Karfreitag so absehbar wie nachvollziehbar war. Was das jüngste Bekenntnis von Trainer Xabi Alonso, bis 2025 im Klub bleiben zu wollen, kurzfristig noch mal ausgelöst hat bei der Mannschaft von Bayer 04, sollte Rolfes erläutern – und ob der Treue-Schwur des Spaniers das Team zusätzlich beflügeln könnte. Rolfes’ Antwort war ebenso absehbar wie nachvollziehbar. «Das kann der Mannschaft einen zusätzlichen Schub geben», sagte er.

Doch als das Spiel gegen die TSG Hoffenheim dann lief, musste sich der Bayer-Sportchef bisweilen fragen, ob er mit seiner Einschätzung nicht ein wenig daneben gelegen hatte. Denn der erhoffte Xabi-Booster drohte zunächst eine Xabi-Bremse zu werden. Bis zur 88. Minute lag Leverkusen zurück – nach einem Gegentor von Hoffenheims Angreifer Maximilian Beier (33.). Doch dann schlug die Stunde der Bayer-Comebacker. Wieder mal.

Schon zum fünften Mal in diesem Kalenderjahr sicherten sich die Leverkusener durch einen Treffer nach der 90. Minute den Sieg, schon zum zehnten Mal seit Jahresbeginn schossen sie nach der 86. Minute ein Tor. Robert Andrich mit dem Ausgleich zum 1:1 (88.) und Patrik Schick drei Minuten später mit dem Treffer zum 2:1 (0:1)-Sieg bewahrten Bayer auch im 39. Pflichtspiel dieser Saison vor der ersten Niederlage. Und weil ein paar Stunden später der FC Bayern gegen Borussia Dortmund 0:2 verlor, wuchs der Vorsprung der Leverkusener in der Tabelle auf 13 Punkte an.

«Der Nikolaus war noch nie der Osterhase», lautet ein berühmtes Bonmot von Bayern-Manager Uli Hoeneß, gesprochen in einem Jahr, in dem sein Klub zur Weihnachtszeit mal ausnahmsweise nicht auf Platz eins stand. Aber fürs Jahr 2024 steht nach diesem Samstag fest: Der Osterhase ist nun Leverkusener.

«Ich bin sehr stolz auf diese Mannschaft», sagt Trainer Alonso

Der Sieg gegen Hoffenheim war natürlich trotz der ausgeprägten Dramaturgie hochverdient. Ballbesitz: 63 Prozent. Torschüsse: 36:6. Expected Goals, also verheißungsvolle Tor-Situationen: 4,1:0,6. Dass die Leverkusener die Entscheidung in die späte Spielphase verlegten, passte bestens zu den Erfahrungen aus den vergangenen Wochen. Denn da waren ja schon gewesen: Der 1:0-Siegtreffer in Augsburg in der 94. Minute, der 3:2-Siegtreffer in Leipzig in der 91. Minute, der 3:2-Siegtreffer im Pokal-Viertelfinale gegen Stuttgart in der 90. Minute, der 2:2-Ausgleich im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Qarabag Agdam in der 92. Minute – und die beiden entscheidenden Treffer zum 3:2-Sieg im Rückspiel gegen Agdam in der 93. und der 97. Minute.

«Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft», sagte Trainer Alonso nach dem Spiel in der Pressekonferenz: «Sie hat einfach eine sehr gute Mentalität.» Wann man die Tore schieße, ergänzte er, «das ist egal – aber besser wäre natürlich etwas früher».

Bei der sich aufdrängenden Frage nach der bemerkenswerten Mentalität der Mannschaft erläuterte Torschütze Andrich nach dem Spiel das Bayer-Mantra bei Rückständen mit diesen Worten: «Wir machen einen, wir machen einen, immer weiter, immer weiter, immer weiter!» Das ist gewissermaßen die einst gleichlautende Oliver-Kahn-Psychologie im Quadrat.

Nach dem 23. Sieg im 27. Bundesligaspiel geht es nun im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Düsseldorf

Mit dem jüngsten Statement von Trainer Alonso hat diese Leverkusener Mentalität jedenfalls nichts zu tun. Die lieferte die Mannschaft ja auch schon vorher. Andrich, rhetorisch gelegentlich mit Neigung zum Stoischen, beschrieb die Reaktion auf Alonsos Bleibe-Ankündigung so: «Die Mannschaft hat es so hingenommen, aber ich nehme an, dass sich innerlich jeder sehr darüber gefreut hat.»

Auf innerliche Freude ließ sich die Reaktion der Mannschaft auf den 23. Sieg im 27. Bundesliga-Saisonspiel mitnichten reduzieren. In Sieben-Meilen-Stiefeln geht es Richtung Meistertitel – es wäre bekanntlich der erste für Bayer Leverkusen -, und die Spieler sind nun extrem euphorisiert. Ob das ein Meilenstein Richtung Titel gewesen sei, wurde Andrich bei Sky noch gefragt. «Ein weiterer Meilenstein», antwortete er, nach dem Motto: Jeder Sieg ist ein Meilenstein. Trotzdem hat Bayer 04 schon jetzt 73 Punkte – zwei mehr als der FC Bayern vergangenes Jahr am 34. Spieltag.

Die Leverkusener sind jedenfalls bereit für weitere Meilensteine auch in den anderen beiden Wettbewerben. Am Mittwoch empfangen sie zum DFB-Pokal-Halbfinale den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, und übernächsten Donnerstag ist das Hinspiel im Europa-League-Viertelfinale gegen West Ham United aus London. Wenn sie so weitermachen, ist nicht mal mehr auszuschließen, dass diese Saison, 31 Jahre nach dem letzten Leverkusener Titel (Pokalsieger 1993), mit einem Triple endet.



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