US-Präsident Joe Biden bemüht sich gerade sehr zu vermitteln, dass er trotz seiner 81 Jahre noch immer über hervorragende geistige Fähigkeiten verfügt. Gerade hat ein Sonderermittler ihn als «wohlmeinenden älteren Herren mit schlechtem Gedächtnis» bezeichnet. «Mein Erinnerungsvermögen ist gut», sagte der Präsident daraufhin. Und redete dann über die Lage in Gaza und sein Gespräch mit dem «Präsidenten von Mexiko» – womit er Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi meinte.
Eine Welle des Spotts brach über Biden herein. Sein Alter und seine häufigen Aussetzer werden eine wichtige Rolle spielen im Wahlkampf gegen den nur wenig jüngeren Donald Trump – der seinerseits Erfahrung mit Versprechern hat. Während seiner Präsidentschaft erfand der heute 77-Jährige etwa das afrikanische Land «Nambia».
Was in den Reaktionen auf Bidens Peinlichkeit weitgehend unterging, war, dass sie in Ägypten gar nicht als solche empfunden wurde. Sondern eher als lustigen Beleg für etwas, das man am Nil schon lange wusste. Denn Präsident al-Sisi hat einen Spitznamen: der Mexikaner.
Ägypten habe die Grenze bei Rafah nur auf Bidens Drängen geöffnet? Das sei falsch
Seit etwa zwei Jahren kursiert in den sozialen Netzwerken in kurzes Video, in dem sich ein junger Mann bitterlich über die steigenden Lebensmittelpreise beklagt und den Präsidenten bittet, etwas zu tun. In seiner Erregung macht er aus al-Sisi dann al-Meksiki, was im arabischen ähnlich klingt. Seitdem ist der Name in der Welt. Manche benutzen ihn, weil man so den Präsidenten kritisieren kann, ohne Probleme mit der Polizei zu bekommen. Andere zeichnen al-Sisi als Präsident mit Sombrero.
Dass Biden al-Sisi nun tatsächlich zum Mexikaner machte, sorgte bei vielen für große Heiterkeit in schwierigen Zeiten. Ägypten leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise. Die Währung verfällt, die Inflation lag bei bis zu 40 Prozent. Erst vor wenigen Tagen erhöhte al-Sisi den Mindestlohn der Staatsangestellten auf 6000 ägyptische Pfund, was knapp 200 Euro entspricht.
Ob al-Sisi sich über Bidens Bemerkung ärgerte, ist nicht bekannt. Empört zeigte sich die Regierung aber über dessen Behauptung, er habe al-Sisi dazu drängen müssen, nach dem Terror der Hamas am 7. Oktober und dem israelischen Gegenangriff die Grenze bei Rafah für Hilfslieferungen zu öffnen. Das sei falsch, teilte Ägypten mit. Die Grenze sei immer offen gewesen, nur eben nicht passierbar. Israel habe den Grenzposten bombardiert, was metertiefe Krater hinterlassen habe. Aus Sicht der Regierung in Kairo ist das der viel gravierendere Fehler Bidens.