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Chemiewaffen sind ein Tabubruch – Meinung

by Marko Florentino
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Chemische Waffen sind zu Recht durch die Genfer Konvention und die Vereinten Nationen geächtet. Reizgase und Kampfstoffe wie Chlorpikrin, dessen Einsatz die USA und ukrainische Soldaten der russischen Armee vorwerfen, oder das noch gefährlichere Sarin sind, wenn sie einmal freigesetzt wurden, nicht mehr kontrollierbar. Oft sind von den meist geruchlosen Chemikalien nicht nur Kombattanten, sondern auch Unbeteiligte betroffen. Zudem sind diese Waffen äußerst grausam, sie verursachen schwere Schäden an Haut und inneren Organen, sie können zu wochenlanger Krankheit und zu einem qualvollen Tod führen. Russische Truppen scheinen vor allem Reizgase, aber wohl auch Chlorpikrin bei Angriffen auf ukrainische Stellungen inzwischen regelmäßig einzusetzen.

Für den Einsatz tödlicher chemischer Waffen gibt es bislang zwar nur wenige Indizien – für das Verschießen von Tränengas, das nicht tödlich, aber sehr unangenehm ist, gibt es aber Hunderte Belege. In einem Kriegsgebiet, in dem auch Raketenwerfer und mit Sprengstoff beladene Drohnen zum Einsatz kommen, mögen Reizstoffe wie Tränengas vernachlässigbar erscheinen; besonders angesichts von 100 000 Fällen anderer Kriegsverbrechen wie Mord und sexualisierter Gewalt, in denen die ukrainischen Behörden ermitteln.

Der Einsatz chemischer Waffen ist aber in jedem Fall ein gefährlicher Tabubruch. Tränengas als Waffe im Krieg und womöglich auch noch gefährlichere Stoffe einzusetzen, ist der Anfang einer Entwicklung, an deren Ende Chemikalien als Massenvernichtungswaffen stehen. Eigentlich hat auch Russland das Abkommen zur Ächtung chemischer Waffen unterzeichnet und offiziell vor sieben Jahren sein gesamtes Arsenal vernichtet. Dass solche Verträge in Moskau nichts zählen, ist keine Neuigkeit mehr. Gerade deshalb müssen Kriegsverbrechen dieser Art international geahndet werden, auch wenn es müßig erscheint. Die neuen US-Sanktionen sind nur ein erster Schritt. Die Staatengemeinschaft muss Moskau klarmachen, dass mit Chemiewaffen eine rote Linie überschritten wird – ebenso wie es bei einem Einsatz von Kernwaffen der Fall wäre.



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