Es ist nicht einmal eine Woche her, dass die Verhandlungen über einen UN-Vertrag zur Umweltverschmutzung durch Plastikmüll in Südkorea gescheitert sind – und schon ziehen die ersten Unternehmen ihre Konsequenzen. So hat der US-Getränkekonzern Coca-Cola angekündigt, seine Umweltziele zu reduzieren. Umweltschützer kritisierten das Vorgehen.
Coca-Cola will den Anteil von recyceltem Material in der Verpackungsherstellung bis 2035 nur noch auf 35 bis 40 Prozent steigern. Zuvor hatte das Unternehmen noch geplant, dass bis 2030 mindestens die Hälfte des Verpackungsmaterials aus recyceltem Glas, Plastik und Aluminium stammen soll. Des Weiteren hat der Konzern die eigenen Sammel- und Recyclingbemühungen – pro verkaufte wird eine Flasche oder Dose gesammelt und wiederverwendet – um ein Viertel zurückgestutzt.
Auch das bisher erklärte Ziel, ein Viertel der Getränke in wiederverwendbaren Gebinden zu verkaufen, ist von der Internetseite des Unternehmens verschwunden. Coca-Cola hatte dies als „industrieführendes Ziel“ bezeichnet. Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt, den der Getränkehersteller abgeräumt hat, sind seine Prinzipien für nachhaltige Landwirtschaft, die Bereiche wie Arbeitsrechte oder den Erhalt von Waldflächen abgedeckt hatten. Auch in der Emissionsbegrenzung ist das Unternehmen einen Schritt zurückgegangen. Wo bisher noch eine Reduzierung des Treibhausgasausstoßes um 25 Prozent bis 2030 das Ziel war, ist nun lediglich eine nicht weiter bezifferte Reduzierung bis 2035 geplant.
„Wir essen und trinken täglich Gift.“
Trotz aller Aufweichungen sagte eine Coca-Cola-Sprecherin, dass das Unternehmen weiterhin bestrebt sei, seiner Verantwortung „durch die weiterentwickelten, freiwilligen Umweltziele“ nachzukommen. Wie gut das funktioniert, lässt sich an den Reaktionen erkennen: „Wir sind extrem enttäuscht“, sagt Kelly McBee von der Umweltgruppe As You Sow, die Coca-Cola zuvor wegen ihrer Verpackungsziele gelobt hatte, in der Financial Times. „Zu sehen, dass diese Ziele vom Tisch sind, ist ziemlich bestürzend.“
Dabei zeigen die Zahlen und Entwicklungen, die im Kontext der UN-Verhandlungen in Südkorea aufgekommen sind, wie wichtig ein verstärktes Bekenntnis zum Umweltschutz wäre. Rund 460 Millionen Tonnen Kunststoffe werden nach Zahlen der OECD im Jahr weltweit produziert, Tendenz stark steigend. Coca-Cola-Produkte machen einen nicht zu vernachlässigenden Teil davon aus: Knapp sechs Millionen Tonnen Verpackungsmaterial hat das Unternehmen 2023 verarbeitet, darunter rund 140 Milliarden Plastikflaschen und 75 Milliarden Alu-Dosen.
Diese Kunststoffe, wenn sie nicht recycelt werden, zerfallen in der Umwelt, in den Weltmeeren, in immer feinere Partikel, landen als sogenanntes Mikroplastik über die Luft und das Trinkwasser in den Organismen der Tiere und Menschen und können dort zu schwerwiegenden Krankheiten führen. Der UN-Delegierte aus Panama fand drastische Worte, als er in Südkorea für eine Weiterführung der Verhandlungen warb: „Wir essen und trinken täglich Gift“, rief er.