Welch demokratischer Zauber des Augenblicks: Die deutsche Gesellschaft ist in der vielleicht wichtigsten Frage der Gegenwart nicht gespalten. Eine Mehrheit wehrt sich gegen Rechtsextremismus, endlich.
Mehr als zwei Millionen Menschen sind auf die Straße gegangen, seit Correctiv die widerwärtigen Deportationspläne deutscher Rechtsextremisten enthüllte. Ist der Aufstand der Anständigen, den der damalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder im Jahr 2000 forderte, also jetzt losgebrochen? Der Begriff war gewählt als Gegenpol zur Ignoranz der Ära Kohl, in der man rechtsextreme Gewalt gern als bedauerliche Randerscheinung abtat. Aber eigentlich passt das Wort vom «Aufstand» nicht wirklich.