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Deutsche Handballer: Alles klar mit Olympia und Gislason – Sport

by Marko Florentino
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Als es geschafft war, schritt Alfred Gislason milde lächelnd übers Feld. Ganz rund lief der Isländer nicht, wie auch, mit lädierter Hüfte und Bandscheiben nach einer langen Handballkarriere, aber er war ein glücklicher Mann. Seine deutschen Handballer hatten soeben die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen sichergestellt, mit einem 34:31 im entscheidenden Spiel des Qualifikationsturniers gegen Österreich. Und Gislason hatte auch persönlich Grund zur Genugtuung. Er weiß nun, dass er vermutlich bis 2027 Bundestrainer bleiben wird. All die Diskussionen der vergangenen Wochen waren damit endlich, endlich beendet.

«Ich freue mich, diese Mannschaft weiter zu betreuen», erklärte Gislason am Mikrofon der ARD, und auf die Frage, ob da eine Träne in seinem Auge glitzere, sagte er: «Neeeeiiin.» Ehe er hinterherschob: «Eigentlich nicht.» Auch Rechtsaußen Lukas Zerbe verspürte «pure Freude, pure Erleichterung». Mit der Qualifikation für Olympia gehe für ihn «ein riesiger Traum in Erfüllung». Die Mannschaft posierte schließlich vor einem großen «Ticket to Paris». Gibt es diese viel zitierten Zugangsscheine also doch.

2012 in London hatten die deutschen Handballer zuletzt die Sommerspiele verpasst, dies sollte sich auf gar keinen Fall wiederholen, schließlich genießt Olympia eine besondere Wertigkeit im Kalender der Handballer. Weltmeisterschaften und Europameisterschaften finden viel häufiger statt, Sommerspiele nur alle vier Jahre. Außerdem gilt das olympische Handballturnier aufgrund der wenigen Startplätze für die starken Mannschaften aus Europa als schnellster Weg zu einem großen Titel.

DHB-Präsident Michelmann verteidigt das Vorgehen rund um Gislasons Vertrag

Der Deutsche Handballbund (DHB) hatte das Qualifikationsturnier in Hannover zuvor mit zusätzlicher Brisanz aufgeladen, weil der Verband das Schicksal von Bundestrainer Gislason direkt an die Teilnahme in Paris knüpfte. Im Grunde ohne Not hatte der DHB den Vertrag mit Gislason schon vor dem Turnier bis 2027 verlängert; inklusive der Heim-WM 2027 wollte man dem Isländer die Geschicke anvertrauen. Der große Vertrauensbeweis wurde jedoch mit einem Passus im Vertragswerk versehen: Im Falle, dass Olympia verpasst worden wäre, hätte der Vertrag mit dem Isländer unverzüglich geendet.

Ein seltsamer Winkelzug, der bei Gislason aufgrund der häufigen Nachfragen zu schlechter Laune führte und die allgemeine Anspannung zusätzlich erhöhte. Im zweiten Gruppenspiel gegen Kroatien, das am Samstag 30:33 verloren ging, lagen die Nerven in der ersten Halbzeit auffällig blank. Wundersamerweise verteidigte DHB-Präsident Andreas Michelmann das Vorgehen am Samstagabend trotzdem, als er in der ARD sagte, man habe alles «richtig gemacht, genau abgewogen und transparent kommuniziert». Michelmann fragte gar: «Was will man mehr?»

Gegen die Österreicher zeigte das deutsche Team jedoch, dass es der Situation nervlich gewachsen war. Vor allem erwischte es einen deutlich besseren Start als am Samstag. Die Österreicher, die sich erstmals überhaupt für Olympia qualifizieren wollten, gingen schnell in Führung, doch die Deutschen hielten dagegen. Julian Köster, der gegen Kroatien noch einen miesen Tag erwischt hatte und viel auf der Bank saß, traf dreimal aus dem Rückraum, auch Juri Knorr und Zerbe (per Siebenmeter) fanden gut hinein. Nach zehn Minuten führte das DHB-Team 7:5.

Österreich kommt noch ran, kann die Partie aber nicht drehen

Das sah alles konzentrierter und zielstrebiger aus als in der völlig missratenen ersten Hälfte gegen Kroatien; vor allem verringerte Gislasons Team die Anzahl der leichten, vermeidbaren Ballverluste auf ein erträgliches Maß. Auch Torwart Andreas Wolff war früh in Form und endgültig wach nach einer Aktion von Österreichs Rückraumspieler Janko Bozovic, der erst mit dem Ball an Wolff scheiterte und den Torwart danach mit dem Fuß am Kopf erwischte. Bozovic ging für zwei Minuten vom Feld.

Bis zur Halbzeit verpasste es die deutsche Auswahl allerdings durch kleinere Unzulänglichkeiten im Angriff, den Vorsprung zu erhöhen. Zerbe stellte nach 20 Minuten erstmals auf eine Führung mit drei Treffern (13:10); die Österreicher blieben lediglich durch die Tore des starken Kielers Mykola Bylik halbwegs in Schlagdistanz. Es bewahrheitetet sich der Verdacht, dass das Team von Coach Ales Pajovic bei der jüngsten Europameisterschaft etwas über dem eigenen Leistungsvermögen agiert hatte. Mit drei Toren Vorsprung ging es auch in die Pause (18:15).

In der zweiten Halbzeit verdeutlichten die Deutschen zunächst, dass sie überhaupt keine Lust hatten, die Partie noch zu einem Nervenspiel verkommen zu lassen. Der eingewechselte Torwart David Späth fing zwei wichtige Bälle weg und zeigte danach sein bekanntes Ekstase-Spiel mit dem Publikum. Wolff kam für einen Siebenmeter gegen Sebastian Frimmel zurück und parierte ebenfalls. Als Köster dann einen Ball der Österreicher stibitzte, über das gesamte Feld prellte und vorn den Ball ins Netz warf, lag Deutschland erstmals mit fünf Toren vorn. Die Entscheidung?

Nein. Österreich kam zehn Minuten vor Schluss noch einmal auf zwei Tore heran, da war Deutschland plötzlich nur noch knapp vom Olympia-Aus entfernt. Aber die Nerven hielten Stand. «Job erledigt», sagte Juri Knorr und lachte.



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