Als der italienische Regisseur Romeo Castellucci 2018 erstmals in Salzburg inszenierte, waren das Erstaunen und die Freude groß. Mit der Oper „Salome“ von Richard Strauss setzte er Maßstäbe, was das Ausmaß, die Vielschichtigkeit und Deutungsgenauigkeit der optischen Theatererzählung betrifft. Kein Bild ohne doppelte Bedeutungsebene, alles in einen gesamtdramatischen Zusammenhang gesetzt, jede Sekunde im Einklang mit der Musik. Und endlich gab es den berühmten Schleiertanz ohne Peinlichkeiten. Er setzte die Salome, in Lederriemen gefesselt auf einen Sockel, frei zur Bestaunung, Erregung, Aufregung. Castellucci kann wie wenige auf intelligente Weise mit Darstellung und Dramatik von Sexualität umgehen.