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Eisbaden in Bayern: Die besten Orte für ein Bad im kalten Wasser – Bayern

by Marko Florentino
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Die Finnen tun es schon immer, Besucher der Arktis lassen sich gern zu einem „Polar Plunge“ hinreißen. Auch in unseren Breiten ist das Eisbaden in Mode. Comedian Wigald Boning hat jüngst sein 900. Mal als „Badeente“ zelebriert, unter #herrboninggehtbaden hält er auf Instagram seine Erlebnisse fest: am Ammersee, wo er wohnt, am Andechser Eisweiher, an der Regnitz in Bamberg – und überall, wo sein Job ihn hinführt. Fellmütze, florale Haube oder Neoprenhut hat er immer dabei, die Badehose ebenfalls. Selbst seine verkalkte Schulter habe die tägliche Schwimmerei kuriert, wie er sagt.

Wigald Boning geht seit fast drei Jahren jeden Tag ins Wasser – hier zieht er eine Schwimmboje hinter sich her, um besser gesehen zu werden. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Der Gang in einen kalten Fluss oder See, wahlweise eine Eistonne oder eine Kältekammer, soll das Immunsystem ankurbeln, Entzündungen hemmen, Schmerzen lindern und vor allem: Glückshormone ausschütten. Internationale Forscher kommen zu dem Schluss, dass regelmäßiges Training im kalten Wasser positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem und die Psyche haben kann.

Einfach so ins kalte Wasser hüpfen sollte niemand, das kann gefährlich werden – davor warnen auch die Forscher. Vor allem für unerfahrene Schwimmer birgt das eiskalte Wasser erhebliche Risiken. Experten raten darum, sich langsam zu akklimatisieren, am besten unter Anleitung.

In Bayern gibt es zahlreiche Gewässer, in denen sich Menschen jeden Alters treffen, um gemeinsam ins kalte Wasser zu steigen. Diese Gruppen haben mehrere Vorteile für Neulinge des Eisbadens: Man ist nicht allein und kann den einen oder anderen guten Ratschlag von den Erfahrenen hören.

Altmühlsee bei Gunzenhausen

Manchmal muss man seine Badestelle erst freisägen: Bernd Hoyer mit der Motorsäge im Altmühlsee bei Gunzenhausen. (Foto: Bernd Hoyer/privat)

Bernd Hoyer ist, ähnlich wie Wigald Boning, wegen permanenter Schmerzen zum Eisbaden gekommen. Vor vielen Jahren hatte er einen schweren Autounfall. „Ich habe mich informiert, viel gelesen und einen Kurs an der Volkshochschule gemacht“, sagt er. Und das alles, ehe er in den damals 20 Grad kalten Altmühlsee stieg. „Damals kam mir das eiskalt vor, heute würde ich sagen: in den 20 Grad heißen See.“ Er geht mit den Jahreszeiten, im Winterhalbjahr in den See bei Gunzenhausen, im Sommer in die Eistonne, die er inzwischen daheim installiert hat.

Jeden Sonntag um 10 Uhr treffen sich die Eisbader am Spielplatz des Seezentrums Schlungenhof, eine halbe Stunde später gehen sie ins Wasser des künstlich angelegten Stausees. Manche nur für ein paar Minuten, andere deutlich länger. „Eine Faustregel ist, nicht länger im Wasser zu bleiben, wie die Temperatur ist“ – fünf Minuten bei fünf Grad Wassertemperatur also. Jeder sei willkommen am Sonntagmorgen, sagt Hoyer, gern auch mehr Männer. „80 Prozent derer, die hier ins Wasser gehen, sind Frauen.“ Ein noch größeres Event als der Sonntagmorgen ist der Dreikönigstag – dann nämlich wird das sonntägliche Eisbaden noch größer aufgezogen, 2025 zum zweiten Mal.

Alternativen in der Region sind der Rothsee, der Brombachsee und die zahlreichen anderen Badeseen, die auch im Sommer von Schwimmern frequentiert werden.

  • 2. Eisbaden im Altmühlsee, 6. Januar 2025 um 10 Uhr
  • Seezentrum Schlungenhof, Seestrasse, 91710 Gunzenhausen
  • weitere Informationen hier

Eisschwimmen in Veitsbronn

Eisschwimmer Christof Wandratsch schwimmt im Lago di Argentino. (Foto: privat)

Christof Wandratsch schwimmt in allen Klimazonen und in allen Gewässern, und das schon seit Jahrzehnten. Er ist mehrfacher Weltmeister im Eisschwimmen – und geht trotzdem mit Vorsicht an die Sache heran. „Ich schwimme maximal die Eismeile, beim Wettkampf 1000 Meter“, sagt der Vorsitzende des Vereins Keep Frozen, der deutschlandweit organisiert ist.

Etwa in Veitsbronn im Landkreis Fürth, wo im Veitsbad auch im Winter regelmäßig geschwommen wird und am 4. Januar 2025 Wettkämpfe um den Veitscup ausgetragen werden. Anfängern rät Wandratsch, der auch Kurse im Eisschwimmen gibt, schon im Herbst ins kühler werdende Wasser zu gehen. Das wichtigste bei den ungewohnten Temperaturen: Ruhe. „Ruhig in den Bauch atmen, ohne Druck, und so weit ins Wasser gehen, wie es eben geht“, sagt er. Für die Gesundheit reichten schon 30 Sekunden bis zwei Minuten.

„Der Körper baut sofort eine Schutzschicht auf und gibt Wärme ab.“ Ganz wichtig: Der Kopf muss warm bleiben. Wer Schwimmen will, sollte deswegen auch die Wollmütze gegen eine Silikonhaube tauschen, die die Ohren abdeckt, Ohrstöpsel besorgen und eine möglichst große Schwimmbrille aufsetzen. In offenen Gewässern ist zudem eine Schwimmboje wichtig – auch, um sich im Notfall daran festhalten zu können.

  • Veitsbad Cup, 4. Januar 2025
  • Veitsbad, Am Bad 1, 90587 Veitsbronn

Wöhrsee in Burghausen

Eisschwimmen in Burghausen – unter der längsten Burg der Welt im Wöhrsee wird die Eisarena eingerichtet. (Foto: Lina Krauß)

Unterhalb der weltweit längsten Burganlage in Burghausen treibt es Menschen jeden Winter ins kalte Wasser im Wöhrseebad. Hier geht es aber nicht nur um das kurze Eintauchen ins wortwörtlich kühle Nass, sondern auch darum, ein paar Bahnen zu ziehen. „Schwimmende Eisritter“ heißt der Verein derer, die bei winterlichen Luft- und Wassertemperaturen hier zum Schwimmen gehen. Entstanden ist der Wöhrsee schon vor vielen Jahrhunderten als künstlicher Stausee in einem ehemaligen Flussarm der nahen Salzach, genutzt als Fischwasser und Verteidigungsanlage für die Burgbewohner. 

Nach der Freibadsaison im Sommer wird im Wöhrseebad die Eisarena aufgebaut, vier Bahnen werden mit Schwimmleinen gezogen – und ein paar Athleten sind immer unterwegs. Auf jeder Seite ragen jeweils vier Holzleitern aus dem Wasser, damit die Schwimmer jederzeit aussteigen können, wenn es doch zu kalt wird. Um das Zufrieren der Bahnen zu verhindern, laufen Pumpen, die das Wasser umwälzen. Und wenn der Körper dann knallig rot ist nach dem Ausflug ins winterliche Wasser, gehen die Vereins-Schwimmer zum Aufwärmen in eine Infrarotkabine.

Donauschwimmen in Neuburg an der Donau

Bunt, laut und mit viel Spaß – so sieht das Donauschwimmen in Neuburg aus. (Foto: privat)

Was 1970 als Spaß von acht Wasserwachtmitgliedern in Neuburg an der Donau begann, hat sich in den vergangenen fünf Jahrzehnten zum größten Donauschwimmen in Europa entwickelt. Immer am letzten Samstag im Januar gehen bis zu 2000 Teilnehmer ins Wasser, einige in Badehose und Bikini, andere in Neopren. Sie kommen aber nicht nur aus der Nachbarschaft, sondern reisen nach Angaben der Wasserwacht aus ganz Europa an und gehen auch gern verkleidet oder in Begleitung selbst gebauter Gefährte ins Wasser.

Um an dem Spektakel teilzunehmen, müssen sich die Schwimmerinnen und Schwimmer vorher anmelden. Und: Hier geht es nicht nur um Wasserkontakt. Die Teilnehmer schwimmen vier Kilometer von der Staustufe Bittenbrunn bis zum Ruderclub.

Murner See bei Wackersdorf

Eine junge Frau schwimmt bei frostigen Temperaturen im Murner See bei Wackersdorf. (Foto: Verena Wolff)

Der Murner See ist, wie viele der kleinen und größeren Seen im Oberpfälzer Seenland, ein Baggerloch. Bis 1982 fraßen sich riesige Schaufelradbagger durch die Region und förderten 185 Millionen Tonnen Braunkohle. Bis zu knapp 50 Meter ist der See tief, vor allem im Sommer ist er ein beliebtes Ziel für Taucher. Beim Campingpark am Ostufer des Sees sind nicht nur eine – im Winter verschneite oder doch zumindest überfrorene – Liegewiese und ein paar kleine Sandabschnitte, sondern auch einige Bänke, auf denen Eisbader ihre trockene Kleidung und die Handtücher ablegen können.

Immer wieder sieht man an den seichten Einstiegen seitlich des breiten Ufers (dort wird es ziemlich schnell ziemlich tief) Menschen auch bei frostigen Temperaturen ins Wasser gehen.

Auch an anderen Ecken der Oberpfalz geht man für ein erfrischendes Bad in eisige Gewässer. Der Perlsee im Landkreis Cham beispielsweise ist ein beliebtes Ziel bei Eisbadern. Auch er ist ein Stausee, angelegt in den 1960er-Jahren, und liegt am Oberlauf der Schwarzach im sogenannten Waldmünchner Urlaubsland. Wie groß der See gerade ist, hängt von der Wassermenge der Zuflüsse ab. Sieben Hektar Fläche sind es mindestens, bei Hochwasser kann der See die zehnfache Menge Wasser halten. Auch am Perlsee gibt es verschiedene Einstiegsstellen ins Wasser, die sich für Eisbader eignen – etwa den Strand beim Campingplatz.

  • Murner See, Sonnenrieder Straße 1, 92442 Wackersdorf
  • Perlsee, Alte Ziegelhütte 6, 93449 Waldmünchen

Waldsee in Kirchdorf am Inn

7 Grad Wassertemperatur dürfte für die meisten Eisschwimmer eine recht warme Umgebung sein (Symbolbild). (Foto: Claus Schunk)

Direkt an der österreichischen Grenze neben dem Inn ist der Kirchdorfer Waldsee – und der spielt in einem Volkshochschulkurs eine große Rolle. Denn schon seit einigen Jahren wird dort Eisschwimmen quasi akademisch angeboten. Einen Vortrag gibt es über den Trainingsablauf und alles, was Eisschwimmer brauchen und mitbringen müssen.

Eine Mütze zum Beispiel, die hat nahezu jeder auf dem Kopf, der ins eisige Wasser geht. Auch ein warmer Tee nach dem Schwimmen ist für viele ein Muss in der Sporttasche. Über die Wirkung auf den Körper und die Seele referiert der Kursleiter, über seinen Weg zum Eisbaden – und dann erst geht es, gemächlich aber zielstrebig und mit warmen Gedanken, in den Waldsee.



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