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Ernährung: Ärmere Familien essen zu viel Fleisch und Snacks – Politik

by Marko Florentino
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Wer zu wenig Geld hat, um ausreichend gesundes Essen zu kaufen, leidet darunter – nicht nur gesundheitlich, sondern auch im Sozialleben. Das geht aus einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) hervor, vorgestellt an diesem Mittwoch. Auf mehr als 500 Seiten analysieren und bewerten Wissenschaftler darin die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen, die DGE bringt ihn alle vier Jahre heraus.

Erstmals enthält der Bericht eine umfassende, wenn auch nicht repräsentative Studie zur Ernährungssituation armutsgefährdeter Familien mit minderjährigen Kindern. Dabei geht es auch darum, wie sie in ihrem Alltag betroffen sind. „Einige Eltern bitten ihre Kinder, keine Freunde mit nach Hause zu bringen, weil man ihnen nichts anbieten kann“, erzählt Studienautorin Anja Simmet von der Universität Hohenheim. Essenseinladungen von Freunden würden ausgeschlagen, weil es nicht möglich sei, sich zu revanchieren, genauso wie Besuche in Bars oder Cafés.

Eltern gaben an, zugunsten ihrer Kinder auf Mahlzeiten zu verzichten

Für die Erhebung haben die Forscherinnen und Forscher aus Hohenheim gemeinsam mit der Charité Universitätsmedizin Berlin Eltern und Kinder aus rund 500 Haushalten befragt und auch deren Kassenbelege analysiert. Etwa die Hälfte der befragten Familien lebt erst seit Kurzem in Deutschland, viele sind aus der Ukraine geflüchtet. Viele Studienteilnehmer hatten in den Wochen vor der Befragung das Angebot einer Tafel genutzt, einige Eltern gaben an, zugunsten ihrer Kinder auf Mahlzeiten zu verzichten.

Gut ein Viertel der befragten Familien gibt an, im Monat vor der Befragung nicht genug Geld für nahrhafte Lebensmittel gehabt zu haben, „Ernährungsunsicherheit“ nennt das Studienautorin Simmet. „Betroffene Haushalte sorgen sich etwa, dass ihnen aus Geldmangel das Essen ausgeht oder die Varietät der Lebensmittel eingeschränkt ist.“ Von der schlimmsten Form der Ernährungsunsicherheit, wenn etwa einen ganzen Tag lang nichts gegessen werden kann, war nur ein kleiner Teil der Familien betroffen.

Die Studie vergleicht zudem die Essgewohnheiten der Familien mit den Ernährungsempfehlungen der DGE. Sowohl Eltern als auch Kinder armutsgefährdeter Haushalte essen demnach im Schnitt weniger Obst, Gemüse und Getreide als empfohlen. Dafür liegt der Verzehr von Fleisch und ungesunden Snacks über der empfohlenen Menge. Das Paradoxe: Genau diese beiden Lebensmittel sind gleichzeitig teurer. Ein doppelt ungünstiges Essverhalten – auch wenn die DGE-Empfehlungen nicht unumstritten sind. Erst im März hatte sie die DGE an Nachhaltigkeitsfaktoren angepasst. Deutschlandweit liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch und Wurst etwa weit über der Empfehlung der Gesellschaft. Doch viele der für die Studie befragten Eltern legen Wert darauf, ihren Kindern Fleisch und Wurst anbieten zu können.

Die Studienautoren geben der Politik auf Basis der Daten konkrete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg. Darunter mehr Forschung zum Thema. „Ernährungsunsicherheit muss regelmäßig erfasst werden“, betont Anja Simmet. Gleichzeitig brauche es präventive Maßnahmen wie ausreichende Regelsätze im Bürgergeld, eine Förderung von Sozial-Cafés und Familienzentren mit Mittagstisch und ein vereinfachter Zugang zu warmem Essen in Schulen und Kitas. Letzteres sei im Ernährungsministerium, das auch die Studie und den DGE-Bericht fördert, bereits in Planung. Allerdings steht auch im Bericht, dass Armut nicht nur ein Ernährungsproblem ist. Soll sie erfolgreich bekämpft werden, seien letztlich alle Ministerien gefragt.



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