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Esther Henseleit gewinnt Silber im Golf: Generation Olympia – Sport

by Marko Florentino
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Zehn Jahre alt war Esther Henseleit, als sich der internationale Golfsport zu einer folgenreichen Neuerung entschloss. Im Oktober 2009, bei einer IOC-Zusammenkunft in Kopenhagen, wurde Golf wieder in das olympische Programm aufgenommen. Ein Frauen- und ein Männerwettbewerb sollten ausgespielt werden, sechs Medaillen pro Ausgabe, angefangen bei den Spielen von Rio 2016. Und während weite Teil der Golfwelt diese Nachricht lange Jahre mit einer beachtlichen Gleichgültigkeit behandelten, wurden andernorts Träume geboren.

„Ich muss da irgendwann dabei sein“, sagte sich unter anderem eine junge, talentierte Golferin aus Friesland – und begann im Golfklub am Meer in Bad Zwischenahn mit dem Training, das in eine beachtliche Karriere münden sollte. Immer geprägt von dem Ziel, eines Tages Olympionikin zu werden. Henseleit, heute 25 Jahre alt, hat von ihren olympischen Träumen einst vor den Spielen in Tokio 2021 erzählt, damals reichte es noch nicht für eine Teilnahme. Nun hat sie einen Teil der Geschichte des olympischen Golfsports mitgeschrieben, als Gewinnerin der Silbermedaille.

„Ich wusste, dass ich heute etwas Besonderes machen musste“: Esther Henseleit. (Foto: Matt York/AP)

Eine fantastische Schlussrunde gelang Henseleit am Samstag im Le Golf National außerhalb von Versailles. In 66 Schlägen navigierte sie über den schwierigen Platz, der schon die Männer in der Vorwoche vor Herausforderungen gestellt hatte und nun den Frauen eine Bühne bot, wie sie sie nur selten erleben: Ein perfekter, schwieriger Golfplatz, dicht aneinander gedrängte, frenetisch jubelnde Zuschauermassen – das ist nicht der Alltag im Frauengolf, sondern die große Ausnahme. Was auch für den Umgang mit dem zweiten Platz gilt.

Der ist im Normalfall herzlich egal, außer bei Olympia: Die Silbermedaille ist nun Henseleits größter Karriereerfolg, es ist die erste Medaille im Golfsport in der deutschen Olympiageschichte. „Mit dem Adler auf der Brust Golf zu spielen, ist für mich eine große Ehre, es waren so viele deutsche Fans, die mich über die 18 Loch ins Ziel getragen haben“, sagte Henseleit: „Ich wusste, dass ich heute etwas Besonderes machen musste.“

Henseleits Start war vielversprechend, der ganz große Durchbruch gelang ihr dann nicht

Zu den Favoritinnen hatte Henseleit am Samstagmorgen nicht gezählt. In einem hervorragend besetzten Feld waren es Spielerinnen wie die Amerikanerinnen Nelly Korda und Rose Zhang, denen man eine Aufholjagd zutraute. Die Deutsche, die mit ihrem Trainer, Caddie und Verlobten Reece Philipps an ihrer Seite antrat, lief ein wenig unter dem Radar – doch diese Position kennt sie nur zu gut. Seit einigen Jahren spielt sie auf der amerikanischen LPGA-Tour. Sich als Europäerin in einem amerikanisch, britisch und asiatisch dominierten Sport durchzusetzen, bedeutet unheimliche Herausforderungen, selbst mit Henseleits Geschichte.

Ihre Amateurkarriere beendete sie einst mit einem sagenhaften Handicap von +7,1, weltweit hatte es bei Frauen wie Männern nur sehr selten einen solchen Wert gegeben. 2019 trat sie erstmals als Profi auf der europäischen Tour an, gewann umgehend und wurde am Ende der Saison gleichzeitig Gewinnerin der Gesamtrangliste und der Auszeichnung als „Rookie of the Year“. In den Covid-Jahren wechselte sie in die USA, der ganz große Durchbruch gelang ihr dort noch nicht – und auf den musste sie auch am Samstag noch warten.

Die Goldmedaille nämlich gewann eine Spielerin, die ebenfalls sehr früh in ihrer Karriere eine Art Golf-Popstar wurde – und später zur Expertin für Olympische Spiele. Nur zwei Jahre älter als Henseleit ist Lydia Ko, auch sie ist Teil jener Generation, für die Olympia ein Ziel war, insbesondere in ihrer Heimat: Im sportverrückten Neuseeland zählt eine Olympiamedaille noch mehr als anderswo, weshalb Ko schon 2016 als Silbermedaillen- und 2021 als Bronzemedaillengewinnerin einen entsprechenden Status erlangte.

Nicht nur in Neuseeland eine Berühmtheit: Lydia Ko. (Foto: Katie Goodale/USA Today Network/Imago)

Die Frau mit dem Spitznamen Lyds, Tochter einer aus Korea eingewanderten Familie, ist in Neuseeland eine golfspielende Volksheldin und in den golfliebenden USA eine Spielerin, die nun in die Hall of Fame ihrer Sportart aufgenommen werden wird: Ihre Goldmedaille komplettiert das olympische Ensemble, statistisch gesehen hat sie alleine ein Drittel der Frauenmedaillen in der olympischen Golfgeschichte gewonnen. Es ist der bedeutendste unter ihren vielen Titeln, er steht für Kos Qualität als Wettkämpferin – aber auch für einen Abschluss.

Als Teenagerin begann Ko einst ihre Karriere, inzwischen denkt sie über einen Abschied in ein ruhigeres Privatleben nach. „Ich wusste für mich bereits, dass es meine letzten Olympischen Spiele werden, aber ich wollte es öffentlich noch nicht besprechen“, sagte Ko später nach der Siegerehrung, wo sie neben Henseleit und der Bronzemedaillengewinnerin, der Chinesin Xiyu Janet Lin, ihre dritte Medaille entgegennahm. Wie schon in der vergangenen Woche dem US-Amerikaner Scottie Scheffler rannen auch Ko Tränen über ihr Gesicht beim Klang ihrer Hymne.

Es ist für Golferinnen und Golfer weiterhin eine seltene, bedeutsame Erfahrung, für ihr Land anzutreten und nicht nur für sich selbst – doch Ko und Henseleit haben ihr Leben lang auf diesen Moment hingearbeitet. Die Generation Olympia, sie hat den Golfsport bei den Spielen in Paris endgültig übernommen, bei den Frauen noch mehr als bei den Männern. Das ist – neben den Medaillen – das Erbe, das von zwei Wochen im Le Golf National zurückbleibt.



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