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Flüssiggas-Terminal auf Rügen geht in Betrieb – Politik

by Marko Florentino
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Wie ein großer Bahnhof aussieht, weiß man bei der Deutschen Regas. Gut ein Jahr ist es her, da nahm das Unternehmen sein Flüssigerdgas-Terminal in Lubmin in Betrieb, nicht weit von Greifswald. Nicht nur Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eilte herbei, sondern auch Bundeskanzler Olaf Scholz. Gemeinsam drehten sie an einem großen Rad, mit dem das Ventil der Leitung geöffnet wurde. Vorsichtshalber waren Pfeile auf dem Rad angebracht, damit sie auch in die richtige Richtung drehen.

Wie anders aber läuft es an diesem Wochenende in Sassnitz auf Rügen: Im Hafen Mukran nimmt dort die Deutsche Regas wieder ein Terminal in Betrieb. Es soll jenes in Lubmin bald ersetzen, wo sich der Hafen als ungünstig erweist. Die Bauarbeiten waren diesmal noch aufwendiger, selbst eine rund 50 Kilometer lange Leitung durch die Ostsee musste dafür im Eiltempo verlegt werden. Doch große Räder dreht diesmal keiner. In aller Stille bezog am Samstagmorgen die Energos Power ihren Liegeplatz, am Vortag hatte die Landes-Umweltbehörde den vorzeitigen Beginn des Testbetriebs genehmigt.

Ein umstrittenes Schiff an Liegeplatz 12

Das Terminal-Schiff an Liegeplatz 12 soll verflüssigtes Erdgas wieder gasförmig machen, über die Röhre durch die Ostsee sollen die Moleküle zum Festland und ins deutsche Gasnetz fließen. «Die Deutsche Regas hat erneut geliefert», sagt Stephan Knabe, der Aufsichtsratschef des Unternehmens. Noch diesen Winter werde man mit der Einspeisung beginnen. Und der endet schon in vier Wochen.

Die Abwesenheit jeglicher Prominenz dürfte auch mit den erbitterten Widerständen gegen das Terminal zusammenhängen. Seit Monaten kämpfen Bürgerinnen und Bürger auf Rügen gegen das Terminal, vor allem in der Nachbargemeinde Binz. Denn die großen LNG-Tanker, die das Erdgas nach Mukran bringen, werden den langen Strand des Seebades passieren müssen oder in Sichtweite ankern. Weil die Schiffe das verflüssigte Gas kühlen müssen, sind sie nicht gerade leise. Mit Demos, Bürgerbegehren und Klagen versuchten die Gegner, das Terminal zu vereiteln. Umweltverbände klagten bis zuletzt gegen den Bau der «Ostsee-Anbindungsleitung» von Mukran nach Lubmin, allerdings ohne Erfolg.

Der Bürgermeister von Binz will vor Gericht ziehen

Die Bundesregierung dagegen verspricht sich von dem Terminal mehr Sicherheit für die Gasversorgung. Deshalb hat sie das Projekt in ihr LNG-Beschleunigungsgesetz aufgenommen. Anders als die anderen schwimmende Terminals, die alle an der Nordsee liegen, speist dieses direkt ins ostdeutsche Gasnetz ein. Theoretisch lassen sich mit Gas von hier also auch Länder wie Tschechien oder Ungarn versorgen, die bisher noch russisches Gas beziehen. Die Inbetriebnahme sei «ein echter Erfolg», sagt Carsten Schneider (SPD), der Ostbeauftragte der Bundesregierung. «Dass innerhalb weniger Monate das Terminal errichtet und die nötigen Leitungen gelegt werden konnten, ist ein Beweis für das neue Deutschland-Tempo.» Beispielhaft sei das.

Doch die Gegner wollen nicht aufgeben. Der Binzer Bürgermeister Karsten Schneider, ein Namensvetter des Ostbeauftragten, kündigte noch am Wochenende eine Klage gegen die Inbetriebnahme beim Bundesverwaltungsgericht an. «Wir sind sehr optimistisch, dass die Justiz diesem Unfug ein Ende bereiten wird», sagt er. «Die Messe ist noch längst nicht gelesen.» Auch die Deutsche Umwelthilfe, eine der Klägerinnen, steckt nicht auf. «Wir werden weiter alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um den Betrieb zu stoppen», sagt Constantin Zerger, Energieexperte des Umweltverbands. Es sei beschämend, dass Geschäftsinteressen gegen die Interessen von Menschen und Umwelt durchgesetzt würden. «Einen Gasmangel gibt es nicht», sagt Zerger.

Das könnte auch zum Problem für das Terminal werden. Der Weg in die Ostsee ist für die Tanker weiter und teurer als der zu Terminals an der Nordsee. Das einst so feierlich eingeweihte Terminal in Lubmin ist seit Monaten nur mäßig ausgelastet. Derweil sind hiesige Gasspeicher auch zum Ende des Winters noch zu 70 Prozent gefüllt. Gut möglich, dass sich die Zukunft des Terminals gar nicht vor Gericht entscheidet – sondern am Markt.



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