An diesem Donnerstag (18 Uhr) werden in Monaco die Spiele für die Vorrunde der Champions-League-Saison 2024/25 ausgelost. Erstmals wird Europas wichtigster Klubfußball-Wettbewerb in einem reformierten Modus ausgetragen. Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was ist neu?
Ziemlich viel. Vor allem wird die Champions League sehr viel größer: Statt 32 starten nun 36 Teams in der sogenannten Königsklasse. Das klingt nach einem moderaten Zuwachs, allerdings steigt die Zahl der Spiele erheblich. Bisher wurden pro Saison 137 Partien gespielt, diesmal sind es 203 – ein Anstieg um fast 50 Prozent.
Wieso kommt es zu diesen vielen Spielen?
Hauptsächlich, weil der europäische Fußballverband Uefa die Gruppenphase mit acht Vierergruppen abgeschafft hat. Stattdessen werden alle 36 Mannschaften künftig in einer großen Liga gewertet. Die ersten Acht der Tabelle qualifizieren sich am Ende direkt fürs Achtelfinale, die Plätze 9 bis 24 spielen in Playoffs die acht weiteren Plätze aus (dazu später mehr). Weil es natürlich unmöglich ist, dass alle 36 Teams gegeneinander spielen, spielt jedes Team acht Partien gegen Gegner, die in ihrer Stärke vergleichbar sein sollen. Bisher wurden in der Gruppenphase sechs Partien (Hin- und Rückspiel gegen drei Gruppengegner) gespielt, diesmal spielt jede Mannschaft gegen acht verschiedene Gegner.
Wie soll das funktionieren?
Die Uefa hat die Vereine in vier Lostöpfe zu neun Mannschaften eingeteilt. Die stärksten Teams wie Real Madrid, Manchester City und der FC Bayern sind in Topf eins, Neulinge wie der VfB Stuttgart in Topf vier. Jedes Team spielt zwei Partien gegen zwei Mannschaften aus jedem Topf – damit soll einerseits eine Vergleichbarkeit gewährleistet werden, andererseits wird damit ein Privileg der Topteams abgeschafft. War es in der Vergangenheit ausgeschlossen, dass Teams aus Topf eins bereits in der Vorrunde aufeinandertreffen, passiert dies nun definitiv zweimal. Alle Klubs, von Prag bis Liverpool, haben die gleiche Auslosungsausgangslage. Es ist also kein Vorteil mehr, in Lostopf eins zu sein.
Gibt es Einschränkungen?
Wie in der Vergangenheit dürfen Teams aus demselben Land nicht in der Vorrunde gegeneinander spielen. Außerdem darf keine Mannschaft gegen drei Teams aus einer Liga spielen; der FC Bayern dürfte etwa nicht auf Liverpool, Arsenal und ManCity treffen. Politische Einschränkungen – etwa, dass Teams aus Kosovo und aus Serbien nicht aufeinandertreffen dürfen – betreffen die Champions League in dieser Saison nicht.
Wie läuft die Auslosung ab?
Nicht mehr mit Kugeln – zum ersten Mal! Denn das Prozedere ist so kompliziert geworden, dass es nur noch ein Computer bewältigen kann. Eine manuelle Ziehung würde laut Uefa drei Stunden dauern und tausend Lose benötigen. Nur noch eine Kugel pro Klub kommt zum Einsatz. Ein Uefa-Mitarbeiter zieht einen Verein – dann rechnet die Software und spuckt einen Spielplan mit acht verschiedenen Gegnern aus, je zwei aus jedem Topf. Aus Deutschland und Italien spielen je fünf Teams mit, weil die Bundesliga und die italienische Serie A in der vergangenen Saison im Vergleich zu anderen Ligen am besten im Europapokal abschnitten. Auch im kommenden Jahr werden auf diese Art zwei Zusatzstartplätze vergeben.
Woher weiß man, dass die Software wirklich zufällig rechnet?
Nur, indem man der Uefa, dem Softwareanbieter AE Live und der Firma Ernst & Young glaubt. Alle versichern, dass das Prozedere sauber abläuft. Allerdings bot auch das bisherige Verfahren schon Anlass für populäre Verschwörungstheorien hinsichtlich der Plastikballtemperatur.

Nachruf auf Sven-Göran Eriksson
:Der Lebemann
Er war der erste ausländische Nationaltrainer Englands und wäre fast bei 1860 München gelandet: Über einen Coach, der sein Leben genoss – und dem der FC Liverpool vor seinem Tod einen besonderen Wunsch erfüllte.
Was passiert, wenn die Gruppenphase begonnen hat?
Dann laufen alle Ergebnisse in eine große Tabelle ein. Wie in der Bundesliga – nur, dass nicht alle Teams gegeneinander spielen. Bei Punktgleichheit entscheidet die Tordifferenz, dann die Zahl der geschossenen Tore. Erstmals wird zumindest am ersten Spieltag (17. bis 19. September) auch am Donnerstag gespielt, die Anstoßzeiten sind wie in der Vergangenheit 18.45 Uhr und 21 Uhr. Ein kurioses Novum: Um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern, werden am letzten Spieltag 18 (!) Spiele gleichzeitig ausgetragen.
Lohnt es sich immer, einen besseren Tabellenplatz anzustreben?
Vereinfacht gesagt: Je besser die Platzierung, desto höher die Chance, in der nächsten Runde auf einen mutmaßlich leichteren Gegner zu treffen und das Rückspiel zu Hause austragen zu dürfen. Letzteres ist seit der Abschaffung der Auswärtstorregel ein großer Vorteil. Die ersten Acht qualifizieren sich direkt fürs Achtelfinale, die Tabellenplätze 9 bis 24 können sich für die K.-o.-Runde in Playoffs per Hin- und Rückspiel qualifizieren. Dabei lost die Uefa nur im Rahmen von Paaren, das heißt, die Plätze 9 und 10 werden gegen die Plätze 23 und 24 gelost und so weiter (das detaillierte Reglement findet sich hier). Das soll verhindern, dass Mannschaften taktisch so spielen, um sicher einen bestimmen Gegner zu bekommen. Das gleiche Prinzip wird bei der Achtelfinal-Auslosung angewendet. Von da an geht es wie bei WM und EM per festgelegtem Turnierbaum in Richtung Finale. Ein „Abstieg“ in die Europa League ist übrigens nicht mehr möglich. Wer raus ist, ist raus.
Und warum das alles?
Einerseits, weil die bisherige Gruppenphase der Champions League in der Vergangenheit oft darunter litt, dass der letzte und oft sogar schon der vorletzte Spieltag sportlich bedeutungslos waren. Das ist durch das neue Format weitgehend ausgeschlossen. Durch die Aufhebung des Lostopfprivilegs sind Begegnungen von Topteams zudem schon früh im Wettbewerb möglich. Und vor allem natürlich: Mehr Spiele bedeuten mehr TV-Einnahmen.

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Florian Plettenberg und seine Kollegen betreiben eine neue Form des Echtzeitjournalismus – und tragen echte und vermeintliche Neuigkeiten von der Fußballbörse vor jede Kamera. Über einen speziellen Kosmos.
Wie wird das Geld verteilt?
Insgesamt werden 2,4 Milliarden Euro an die Champions-League-Klubs ausgeschüttet, eine Steigerung zu den zwei Milliarden der vergangenen Saison. Auch die Verteilung hat sich geändert. Ganz grob zusammengefasst war es vergangene Saison so, dass nur 30 Prozent der Gelder leistungsabhängig ausgezahlt worden, also in Form von Punkte- und Rundenprämien. Dieser Anteil steigt jetzt auf 37,5 Prozent. Außerdem sinkt die Bedeutung jener Geldsäule, die, sehr vereinfacht gesagt, große Klubs fürs Großsein belohnt – und zwar von 45 auf 35 Prozent. Jeder Klub erhält ein Startgeld von 18,6 Millionen Euro.
Ist das alles nun gerechter?
Das ist wie immer eine große Frage. Der Abstand zu den Prämien der (ebenfalls reformierten) Europa League, dem Zweitwettbewerb bleibt gigantisch, er beträgt 2,4 Milliarden zu 565 Millionen Euro. Das Hauptproblem strahlt aber vor allem auf die nationalen Ligen ab. Mannschaften, die regelmäßig in der Champions League spielen, enteilen den Klubs, die das nicht schaffen, finanziell immer weiter. Für Vereine wie den VfB Stuttgart ist das neue System hingegen besser. Nicht nur hat der Klub eine fairere Chance auf Geld, weil die Erfolge der Vergangenheit weniger zählen. Er hat zudem ein Heimspiel mehr, durch das Auslosungssystem (siehe oben) im Schnitt auf dem Papier leichtere Gegner – und die Möglichkeit, sich sogar auf Platz 24 noch für die nächste Runde zu qualifizieren.
Muss man sonst noch etwas wissen?
Das Finale am 31. Mai findet in München statt.