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Gamestop: Rebell Keith Gill hat es wieder getan – Wirtschaft

by Marko Florentino
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Der Rebellenführer ist zurück. Es ist nur eine kleine Tabelle, Keith Gill hat sie am Sonntagabend im größten Online-Forum Reddit veröffentlicht. Aber sie führt zu einem extremen Ausschlag an der Börse und facht eine der wildesten Finanz-Debatten der vergangenen Jahre wieder an. Die kleine Tabelle stellt eine Wette Gills dar, und zwar auf eine Aktie: die von Gamestop, einer US-amerikanischen Ladenkette für Computerspiele.

Der 37-jährige Gill – Markenzeichen: rotes Stirntuch, argloser Gesichtsausdruck – hatte drei Jahre lang nichts von sich hören lassen. Der Tabelle zufolge hat er nun fünf Millionen Aktien von Gamestop gekauft, zudem 120 000 Optionen. Sie berechtigen ihn wohl, Gamestop-Aktien für 20 Dollar das Stück zu kaufen. Die konnte er seit dem kurzfristigen Preisanstieg auf 40 Dollar – den er selbst ausgelöst hatte – sofort zum nun deutlich höheren Preis verkaufen. Am 21. Juni verfallen sie.

Auf dem Papier besaß er demnach am Montag mehr als eine Viertelmilliarde Dollar. Er hätte allein an dem einem Tag 79 Millionen Dollar Gewinn gemacht, hätte er alles verkauft. Nach seiner Veröffentlichung wurde Gamestop am Montag zur meistgehandelten Aktie an der New Yorker Börse. Ein Heer an Online-Investoren, die Gill verehren, hat sich auf die Gamestop-Aktie gestürzt. Nicht zum ersten Mal.

Die Aktie galt lange als fast wertlos. Die Umsätze des Unternehmens schrumpfen jedes Jahr. Schließlich braucht in Zeiten von Online-Gaming und Internet-Handel kaum jemand noch Läden, um Spiele physisch zu kaufen. Das spiegelte sich in einem schwachen Aktienkurs nieder.

Bis Keith Gill auftauchte.

Das war die Gamestop-Manie 2021

2021 löste Gill unter dem Online-Pseudonym „Roaring Kitty“ (brüllende Katze) die Gamestop-Manie aus. Er sah in der Aktie Potenzial und entfachte auf Reddit unter den Nutzern eine Art Aufstandsbewegung. Es ging gegen die Profi-Investoren. Auch die kleinen Leute, so die Idee, konnten den Markt bewegen, wenn sie sich nur gut organisierten.

Der Kurs der Aktie verzwanzigfachte sich zwischenzeitlich. Gill verdiente einen zweistelligen Millionenbetrag in Dollar. Die Lage eskalierte so weit, dass der Handel mit der Aktie gestoppt wurde. Die Gamestop-Kleinanleger sahen sich vom Finanz-Establishment um Gewinne betrogen.

Gill wurde berühmt – der nette Kerl von nebenan, der es aus seinem Keller in Massachusetts mit der Wall Street aufnahm. Im Film „Dumb Money“ verkörperte ihn Hollywoodschauspieler Paul Dano.

Die Nutzer trieben auch die Kurse der Kinokette AMC und anderer bislang wenig relevanten Aktien in verrückte Höhen. Das Schlagwort von den „Meme-Aktien“ war geboren – benannt nach Memes, jenen kleinen Online-Witzen, mit denen die Kleinanleger einander mobilisierten und bei Laune hielten.

Nun geht es wieder los. Schon Gills erste kryptische Beiträge auf Online-Plattformen hatten den Kurs verdreifacht. In der Nacht zu Montag machte er seine Wette dann öffentlich. Verifizieren lassen sich die Zahlen aus der Tabelle nicht. Allerdings passen massenhaft getätigte Käufe von Optionen in den Wochen vor Gills Veröffentlichung zu der These, dass er tatsächlich so eine große Position aufgebaut hat.

Der Auftrieb, den Gill der Aktie verschafft hat, bringt Shortseller in die Bredouille – Investoren, die gegen Gamestop gewettet haben. Diesen sogenannten Leerverkäufern das Geschäft zu versauen, war 2021 ein Ziel des Aufstandes der Kleininvestoren. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sind nun eine Milliarde Dollar von Leerverkäufern in Gefahr.

Ein Risiko für Morgan Stanley

Bleibt die Frage, was Gill vorhat. Am Montag, als der Kurs sehr hoch stand, wurde nur ein kleinerer Teil von Optionen eingelöst – ob von Gill, ist unklar. Die Chance auf das ganz große Geld ließ er verstreichen. Der Kurs lag Mittwochnachmittag nur noch 20 Prozent über dem Stand von vor Gills Enthüllung.

Beobachter fragen, wo er die 174 Millionen Dollar herhat, die er für seine Wette eingesetzt hat. Er selbst verfügt aus der Gamestop-Zeit angeblich über deutlich geringere Mittel. Hat Gill professionelle Unterstützer?

Zunächst einmal bekommt er es allerdings wieder mit den etablierten Strukturen zu tun. Der Online-Broker E-Trade, der zur Investmentbank Morgan Stanley gehört, prüft dem Wall Street Journal zufolge, ob sein Verhalten Marktmanipulation darstellt. Dann würde er womöglich von dem Handelsplatz fliegen. Damit ginge allerdings ein Risiko für Morgan Stanley einher. Gills Unterstützer sind als Kollektiv eine Macht, die Institutionen mit Ausdauer attackieren kann. Die Profi-Banker werden sich gut überlegen, ob sie ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.



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