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Israel bombardiert Jemen und droht den Huthis – Politik

by Marko Florentino
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Es sind Aussagen, die nach außen ebenso wirken sollen wie nach innen. Nachdem in der Nacht auf Mittwoch die Huthi-Miliz erneut von Jemen aus Raketen auf Israel abgefeuert hatte und viele Israelis in Tel Aviv und der Mitte des Landes vom Luftalarm geweckt wurden und in Bunker eilen mussten, hielt Premier Benjamin Netanjahu eine kurze Rede. „Die Huthi werden lernen, was die Hamas, die Hisbollah und das Regime von Assad auch gelernt haben“, sagte Israels Premier.

Welche Lektion seine Regierung meint, hatte zuvor bereits Verteidigungsminister Israel Katz ausgesprochen. Er droht den Huthi direkt: „Wir werden die strategische Infrastruktur angreifen und ihre Anführer enthaupten. So wie wir es mit Hanija, Sinwar und Nasrallah in Teheran, im Gazastreifen und in Libanon gemacht haben.“ Damit ist erstmals offiziell bestätigt, wovon alle ausgegangen waren: Hinter der Tötung des Hamas-Politbüro-Chefs Ismail Hanija in Teheran Ende Juli steckt der israelische Geheimdienst Mossad. Und die Botschaft ist klar: Wer uns angreift, riskiert sein Leben.

Zehn Jahre bereitete der Mossad die Angriffe auf die Hisbollah mit Funkgeräten vor

Diese Warnungen sollen die israelische Bevölkerung beruhigen und ihr signalisieren, dass die Attacken der Huthi bald ein Ende finden. Zurzeit feuert die Miliz fast in jeder Nacht Drohnen und Raketen ab. Seit dem Waffenstillstand zwischen Israel und der Hisbollah, der seit einem Monat anhält, sind die Huthi der letzte Teil der von Iran finanzierten „Achse des Widerstands“. Ihre Raketen überwinden oft Israels Luftabwehr. Und auch die immer heftigeren Bombardements der israelischen Luftwaffe, zunächst auf mehrere Häfen und am Donnerstag auf den Flughafen der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sowie zwei Kraftwerke, bringen die Huthi nicht zum Umdenken. Bei den Angriffen am Flughafen war auch ein Team des Chefs der Weltgesundheitsorganisation unter Feuer geraten.

„Die Huthi werden lernen, was die Hamas, die Hisbollah und das Regime von Assad auch gelernt haben“, sagt der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. (Foto: Maya Alleruzzo/dpa)

Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass zwei Ex-Mitarbeiter des Mossad mit dem Politikmagazin „60 Minutes“ des US-Fernsehsenders CBS sprachen. Die Männer, im Beitrag als Michael und Gabriel bezeichnet und durch Masken und veränderte Stimmen unkenntlich gemacht, beschreiben jene Aktionen, die Mitte September Schockwellen durch die Region sendeten: die Attacken auf die schiitische Hisbollah-Miliz mit Funkgeräten und Pagern.

Solche Einblicke gibt es nur mit Zustimmung von Mossad-Chef David Barnea, und sie sollen den Huthi und Iranern vor Augen führen, dass sie sich nirgends sicher fühlen können. „Die Verwundeten in Libanon sind der lebende Beweis dafür, dass wir allen im Nahen Osten überlegen sind“, sagt Gabriel. Michael leitete die Aktion mit den Funkgeräten, die schon 2014 begann. Man habe Sprengstoff entwickelt, der in einer Batterie verborgen wurde und nicht zu entdecken war.

Die Hisbollah kaufte 16 000 Walkie-Talkies den Tarnfirmen des Mossad ab, ohne Verdacht zu schöpfen. „Wir haben ihnen einen sehr guten Preis gemacht“, sagt Michael. Die Funkgeräte hatten die Hisbollah-Terroristen während Militäraktionen an ihren Schutzwesten festgemacht, „nahe an ihren Herzen“, sagt der Agent, dessen Aussagen sich nicht überprüfen lassen.

Für die Pager-Operation sei eine Scheinwelt aufgebaut worden, behaupten die Agenten

Für die Beschaffung und Manipulation der Pager, die am 17. September 2024 in Beirut und anderen Orten Libanons explodierten, war Gabriel zuständig. Mit Pagern lassen sich kurze Nachrichten verschicken. Deren Vorteil für die Israelis: Sie wurden nicht nur während Kampfhandlungen genutzt, sondern waren tausendfach im Einsatz und „steckten dauernd in den Taschen der Hisbollah-Kämpfer“. Von 2022 an habe der Mossad versucht, die nicht abhörbaren Geräte für sich zu nutzen.

Man habe gewusst, dass die Hisbollah die Pager in Taiwan bei der Firma Gold Apollo gekauft hätte, und für diese Geräte Sprengstoff entwickelt, schildert Gabriel. Dies gelang, doch die Pager wurden schwerer und klobiger. „Wir haben also eigene Werbeclips gedreht und ins Internet gestellt, in denen die neuen Modelle etwa als robust und wasserdicht beschrieben wurden“, sagt Gabriel.

Tausende präparierte Pager brachten Spezialisten des israelischen Geheimdienstes im September in Libanon zur Explosion, um Hisbollah-Milizionäre zu treffen. (Foto: AP/dpa)

Um die manipulierten Geräte an die Schiiten-Miliz zu bringen, wurden diverse Firmen gegründet, um die Herkunft zu verschleiern. „Es war wie im Film ‚Truman Show‘, wir haben eine Scheinwelt aufgebaut und alles kontrolliert“, sagte Gabriel. Gold Apollo kooperierte schließlich mit einer Tarnfirma in Ungarn – und um den Kontakt zur Hisbollah herzustellen, stellte der Mossad sogar jene Vertreterin von Gold Apollo ein, die der Miliz früher die Pager verkauft hatte. Sie bot den Terroristen die nächste Lieferung umsonst an, quasi als Upgrade.

Spektakuläre Aktionen in Jemen dürften auch für den Mossad herausfordernd sein

Von Israel aus wurden am 17. September 5000 Explosionen ausgelöst; nach UN-Angaben starben mindestens 37 Menschen, und 3400 wurden verletzt. Gabriel zufolge hatte der Mossad „viele Tests vorgenommen, damit nur der Terrorist verletzt wird, und nicht etwa seine Frau oder Tochter“. Dies misslang, zwei Kinder starben, viele Zivilisten wurden verwundet. Am 18. September, als viele Opfer der Pager-Attacken beerdigt wurden, sprengte der Mossad auch die Walkie-Talkies in die Luft.

Gabriel gibt offen zu, dass es nicht das Ziel gewesen sei, möglichst viele Hisbollah-Kämpfer zu töten. „Um Verwundete muss man sich kümmern, ihre Versorgung kostet Geld. Und jene Kämpfer, die ohne Hände oder Augen in Libanon herumlaufen, die zeigen allen: Legt euch nicht mit Israel an.“ Der TV-Beitrag endet mit der Botschaft, die der Mossad wohl den Huthi übermitteln will: Man habe das Pager-Projekt beendet, aber arbeite schon an der „nächsten Sache“. Und man kenne die Verletzbarkeit der Gegner.

Allerdings betonen israelische Medien, dass die Huthi nicht so leicht zu schwächen seien. „Für sie reicht es, alle zwei Tage eine Rakete abzufeuern, um allen zu zeigen, wer Israel als Letztes die Stirn bietet“, schreibt Amos Harel, der Militärexperte von Haaretz. Israels Armee hingegen müsse sehr viele Ressourcen aufwenden, um die Huthi in knapp 2000 Kilometer Entfernung anzugreifen.

Bei Israel Hayom, einer Netanjahu zugeneigten Zeitung, heißt es, dass die Raketen der Huthi nur geringe Schäden verursachen: „Aber sie führen dazu, dass der internationale Flugverkehr nach Israel eingeschränkt bleibt und die Touristen und Geschäftsleute fernbleiben.“ Und Jedi’ot Acharonot erinnert daran, dass es „sehr lange“ gedauert habe, ehe die Hamas-Anführer im Gazastreifen getötet werden konnten. Und für ein effektives Vorgehen gegen die Huthi und deren Schutzmacht Iran brauche es etwas, was Israels Regierung zurzeit fehlt: internationaler Rückhalt.



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