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Israels Geiseln: „Holt sie aus der Hölle“ – Proteste in Jerusalem und Tel Aviv – Politik

by Marko Florentino
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Was für ein trauriges und dramatisches Jubiläum: 500 Tage sind vergangen seit dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel mit 1200 Toten. Seit 500 Tagen beherrscht der Krieg um Gaza die Region, rund 48 000 Palästinenser wurden getötet, und immer noch sind 73 der ursprünglich 251 Geiseln in den Händen der Hamas. Inmitten einer fragilen Waffenruhe stellt sich an diesem Tag die Frage: Wann findet das Blutvergießen endlich ein Ende? Konkret: Wie geht es weiter mit dem unter Druck von US-Präsident Donald Trump ausgehandelten Deal zwischen Israel und der Hamas.

Angetrieben von dieser Frage formierte sich in Jerusalem am Montag ein Protestzug in Richtung Knesset, des israelischen Parlaments. Auch in Tel Aviv und andernorts wurden am Jubiläumstag Demonstrationen abgehalten und Straßen blockiert, um Druck zu entfalten auf die eigene Regierung. Sie soll den Pfad der Verhandlungen nicht verlassen und die restlichen Entführten, von denen bereits fast die Hälfte für tot erklärt wurde, nicht ihrem Schicksal überlassen. In Solidarität mit den im Gazastreifen darbenden Geiseln wurde zum Fasten aufgerufen, 500 Minuten lang. Das Motto des Protests, ausgegeben vom Forum der Angehörigen: „Holt sie aus der Hölle.“

Die Hölle ist zur dominierenden Metapher geworden – auch bei Trump und Netanjahu

Die Hölle ist zur vorherrschenden Metapher geworden in diesem Konflikt. Naheliegend ist das – und dennoch verwendet jeder dieses Bild auf seine Art. Für die einen ist es die Beschreibung der furchtbaren Lage, anderen dient es als Drohung. Trump vorneweg lässt immer wieder „die Hölle losbrechen“. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu liefert das Echo und warnte am Sonntag an der Seite von US-Außenminister Marco Rubio davor, dass „die Tore der Hölle“ geöffnet würden, wenn nicht schnell alle Geiseln freikämen.

In Jerusalem und andernorts gingen am Jahrestag des Hamas-Überfalls Demonstranten auf die Straße, um Druck auf die eigene Regierung auszuüben. (Foto: Ohad Zwigenberg/AP)

Dabei ist der Weg hinaus aus dieser Hölle eigentlich längst vorgezeichnet in Trumps Gaza-Deal. Der Haken aber ist, dass die Vereinbarung zu Waffenstillstand und Geisel-Freilassung zunächst nur für eine erste Phase von sechs Wochen gilt. Die Uhr tickt, und schon am 1. März läuft Phase eins aus, ohne dass bislang überhaupt über Phase zwei geredet wurde. Die Verhandlungen darüber hätten laut Abkommen schon am 16. Tag beginnen müssen, sie sind also seit mehr als zwei Wochen überfällig.

Statt zu verhandeln, streuen beide Kontrahenten eifrig Sand ins Getriebe – die Hamas zum Beispiel vorige Woche mit der Drohung, die vereinbarte Geisel-Freilassung auszusetzen. Die Israelis verzögern im Gegenzug die vereinbarte Lieferung von Wohncontainern und Baumaschinen. Oder sie töten, wie am Montag bei einem Drohnenangriff, zum Beweis ihrer militärischen Überlegenheit einen Hamas-Funktionär in Libanon.

Netanjahu lässt keine Gelegenheit verstreichen, die „mutige Vision“ des US-Präsidenten zu loben

Aus Washington kommt dazu statt klarer Ansagen nur ein täglich neues Verwirrspiel. Trumps Zukunftspläne für Gaza – eine „nahöstliche Riviera“ ohne palästinensische Bewohner – haben für Aufregung auf arabischer Seite und freudige Erregung in Israel gesorgt. Dort lässt Netanjahu nun keine Gelegenheit verstreichen, die „mutige Vision“ des US-Propheten zu loben und zu versichern: „Wir werden daran arbeiten, dass diese Vision Realität wird.“

Klar ist, dass sich Trumps Fantasien nicht vertragen mit dem vorliegenden Phasenplan zu einem Kriegsende, zur Freilassung aller Geiseln und zum Wiederaufbau des Gazastreifens. Das allerdings hat den amerikanischen Nahost-Gesandten Steve Witkoff in einer neuen Volte nicht daran gehindert, sich nun wieder energisch zu diesem Plan zu bekennen. Er sei sicher, dass die zweite Phase ausgeführt werde, erklärte er am Sonntag bei Fox News, der Präsident „will das sehen“. Zugleich sprach er von „produktiven und konstruktiven“ Gesprächen, die er dazu bereits mit Netanjahu sowie den Unterhändlern aus Katar und Ägypten geführt habe.

Bei all den Wechselbädern aus Washington ist es allerdings fraglich, ob die Kontrahenten überhaupt noch an einer zweiten Phase interessiert sind. Netanjahu hat zwar nach Witkoffs Ankündigung schnell eine Verhandlungsdelegation nach Kairo geschickt und für Montagabend eine Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts angesetzt. Er steht jedoch weiterhin unter dem Druck seiner rechten Koalitionspartner, die im Falle eines Kriegsendes in Gaza mit dem Ende der Regierung in Jerusalem drohen. Trumps weitreichende Gaza-Pläne kann Netanjahu nun als Köder nutzen, um sie bei der Stange zu halten oder zumindest Zeit zu gewinnen.

Die Hamas auf der anderen Seite kann aus den Drohungen mit der losbrechenden Hölle nur den Schluss ziehen, dass die Geiseln ihre einzige Überlebensversicherung sind. In Jerusalem betonte auch US-Außenminister Rubio noch einmal, die Hamas müsse „eliminiert und ausgerottet werden“. Das ist gewiss kein Anreiz für die Terrortruppe, ihre einzigen Faustpfänder für Verhandlungen aus der Hand zu geben.

Angesichts der widersprüchlichen Lage richten die demonstrierenden Angehörigen und ihre Unterstützer also eher aus Verzweiflung ihre Hoffnungen auf Lösungen aus Washington. Schließlich hat doch der US-Sondergesandte Witkoff den Geisel-Familien zum 500. Tag des Dramas bei einer Veranstaltung in Florida noch ein Versprechen gegeben: „Wir lassen niemanden zurück.“



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