Dafür, dass es sogar für einen Mann wie Klaus-Michael Kühne um eine nennenswerte Summe geht, bleibt er erstaunlich ruhig: „Insgesamt haben wir bei Signa Prime eine halbe Milliarde Euro und damit fast unseren gesamten Einsatz verloren“, bilanziert Kühne über seine Geschäfte mit dem gescheiterten österreichischen Immobilien- und Warenhaus-Unternehmer René Benko und dessen Firmengeflecht. Wie es dazu kommen konnte? „Er hat mich um den Finger gewickelt“, sagt Kühne, 87, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Er hat gesagt, er wollte mich mal kennenlernen. Und dann habe ich ihn zu mir nach Hause eingeladen. Da hat er seine ganzen schönen Immobilien präsentiert und auch sonst ein rosarotes Bild gezeichnet.“
Kühne ist einer der reichsten Deutschen, mit milliardenschweren Beteiligungen am Logistikkonzern Kühne + Nagel, der Lufthansa oder Flixbus. Dass hinter dem geschäftlichen Reinfall noch mehr stecken könnte als nur die eigene Naivität, deutet er nur an: „Benko hat uns auch teilweise belogen und falsche Informationen geliefert. So haben wir anfangs nicht gemerkt, dass seine Finanzierungen auf tönernen Füßen standen“, sagt er. „Da sind wir gründlich reingefallen.“
„Ich möchte nicht, dass der Elbtower eine Ruine bleibt.“
Dass von den Hunderten Millionen, die investiert wurden, noch einmal etwas zurückfließt, daran glaube er nicht, so Kühne weiter. Für die Aktionäre bleibe wohl kaum etwas übrig, weil die Gläubiger teilweise vorrangig behandelt würden und die Immobilien aus Benkos Konzern nicht mehr so viel wert seien, wie einst veranschlagt. Er sei da, sagt Kühne, „Realist und erwarte erst mal nichts“.
Mit der Pleite seines Signa-Konzerns hatte Benko vor rund einem Jahr die bisher größte Insolvenz in der Geschichte Österreichs hingelegt und Schulden in Milliardenhöhe hinterlassen. Erst vor knapp drei Wochen hatte der Oberste Gerichtshof in Wien entschieden, dass etwa die Luxusimmobilien-Holding Signa Prime, einst das Flaggschiff in Benkos Konglomerat, endgültig abgewickelt und nicht saniert wird. In Deutschland waren auch der Kaufhaus-Konzern Galeria sowie etliche Neubauprojekte von der Benko-Pleite betroffen, darunter etwa die Alte Akademie im Münchner Zentrum oder das Wolkenkratzer-Projekt Elbtower in Kühnes Heimatstadt Hamburg.
Zumindest diese Bauruine würde der Milliardär zusammen mit Partnern auch gern übernehmen. „Finanzierbar ist das, wenn sich mehrere Investoren zusammentun und einen Eigenkapitalbetrag von 200 bis 250 Millionen Euro aufbringen“, so Kühne. Er selbst würde dazu „ungefähr ein Viertel“ beitragen. Allerdings gebe es mehrere Interessenten für den angefangenen Bau – und der Kauf sei noch das geringste Problem. „Wir reden von Hunderten Millionen Euro, die zusätzlich investiert werden müssen“, schätzt Kühne, zudem sei die Sache technisch schwierig, weil bei dem Projekt seit inzwischen einem Jahr nichts mehr passiert sei. Und doch: „Ich würde es gern mit unterstützen, im Interesse von Hamburg“, sagt Kühne. „Ich möchte nicht, dass der Elbtower eine Ruine bleibt, und ich glaube, dass es ein interessantes Objekt werden kann.“