Spaniens Ultrakonservative hatten eingeladen, und Javier Milei kam. Der rechtspopulistische Präsident Argentiniens war am Pfingstwochenende Stargast bei einer Veranstaltung, welche die Partei Vox in der Madrider Stierkampfarena von Vistalegre organisiert hatte. Und wie das so ist, wenn man Gepolter bestellt: Man bekommt Gepolter. Nun gibt es eine veritable diplomatische Krise zwischen Madrid und Buenos Aires.
Eine Motorsäge wie bei seinen Wahlkampfauftritten hatte der Argentinier zwar nicht ausgepackt, wohl aber verbal kräftig ausgeteilt, zur Freude des rechtsnationalen Publikums der Veranstaltung Viva 24, bei der auch Marine Le Pen und weitere internationale Hardliner aufgetreten waren. Nachdem er seine Rede mit Rockstar-Attitüde eingeleitet hatte – «Ich bin der Löwe» – sprach Milei unter anderem von den «verdammten Sozialisten». Die Grenze des Erträglichen überschritt er, als er die Ehefrau des Premierministers Pedro Sánchez «korrupt» nannte, wegen Vorwürfen, die vor wenigen Wochen aufgekommen waren, aber alles andere als erhärtet sind. Eine polizeiliche Untersuchung hatte kein Fehlverhalten ergeben.
Madrid zieht Botschafterin aus Buenos Aires ab
Sánchez forderte eine Entschuldigung von Milei. Diese Forderung wiederum veranlasst Milei nun, sich seinerseits «angegriffen» zu fühlen, wie er nach seiner Rückkehr nach Argentinien in einem Rundfunkinterview erklärte. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Spaniens Außenminister José Manuel Albares hat am Dienstag die spanische Botschafterin aus Buenos Aires abgezogen und «endgültig» nach Madrid zurückbeordert. In der Diplomatie ist das eine hohe Eskalationsstufe.
«Sánchez ist so feige, dass er sogar Frauen beauftragt, auf mich einzuprügeln», zündelte Milei in dem Rundfunkinterview. Damit spielte er darauf ab, dass zwei Ministerinnen aus Spaniens Regierung sich der Kritik an seinem Auftritt in Madrid angeschlossen hatten. Das Ganze sei vom «Kirchnerismus» angezettelt, behauptete Milei, womit er die Opposition seines Landes meinte.
Unterstützung für Sánchez kam unterdessen nicht nur aus den Parteien seiner Regierungskoalition, sondern, wenngleich zaghaft und verklausuliert, auch von der Oppositionspartei, dem Partido Popular. Was Milei gemacht habe, sei das Gleiche, was Sánchez tagtäglich mit ihm und der Opposition mache, erklärte PP-Chef Alberto Núñez Feijóo. Damit kritisierte er den Argentinier und ging zugleich auf Distanz zu beiden Seiten.
Kritik der Konzerne
Beachtlich ist zudem die Unterstützung für Sánchez durch große spanische Unternehmen, von denen sich einige Vorstände am Wochenende mit Milei zum Gespräch getroffen hatten, vor dessen Auftritt bei Vox. Einige Konzernchefs haben seine Worte in Vistalegre ausdrücklich kritisiert.
Die Beziehung zwischen Buenos Aires und Madrid hatte bereits Anfang Mai einen Dämpfer erlitten. Auslöser war damals eine Andeutung des spanischen Transportministers und Sánchez-Vertrauten Óscar Puente, wonach Argentiniens neuer Staatschef dem Konsum von Rauschmitteln zugetan sei. Die Angelegenheit war jedoch nach einem zaghaften Bedauern Puentes von beiden Seiten wieder ad acta gelegt worden.
Angesichts des neuerlichen Streits beharrt Sánchez auf einer Richtigstellung seines argentinischen Amtskollegen. Welche Maßnahmen ergriffen werden für den Fall, dass Milei keine Entschuldigung äußert, hat Spaniens Regierung allerdings bislang nicht dargelegt. In keinem Fall würden sich diese gegen die argentinische Bevölkerung richten, hieß es. Damit sind vermutlich Einreisebeschränkungen und Ähnliches gemeint. In Spanien lebt eine große Gemeinschaft von Argentiniern, die Migration zwischen beiden Ländern ist groß.
Für den 21. Juni ist eine weitere Reise Mileis nach Spanien vorgesehen. Auch diese gilt nicht als offizieller Staatsbesuch, doch man werde nun «im Detail» prüfen, «welche Art von Besuch» Argentiniens Staatschef machen wolle, kündigte Spaniens Außenminister am Dienstag an.