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Nach dem Nations-League-Duell mit Deutschland: «Italien, was machst du?» – Sport

by Marko Florentino
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Einen kurzen Moment in der Zeitgeschichte gab es am Sonntagabend, da wurde Tim Kleindienst die Ehre zuteil, die große Fußballnation Italien vom Glauben an sich selbst abzubringen. „Kimmich per Elfmeter, Musiala zum Zweiten – und jetzt trifft auch noch Kleindienst“, so titelte der Corriere della Sera zur Halbzeit. Ernüchterung machte sich breit, dass die italienische Verteidigung, einst der Stolz einer ganzen Fußballkultur, nun nicht einmal mehr fähig war, einen – bei allem Respekt vor Kleindienst – formstarken, aber nicht gerade Furcht einflößenden Bundesligastürmer am Toreschießen zu hindern. Und bei allem, was danach noch folgen sollte: Diese Zweifel blieben, auch nach 90 Minuten.

Eine sehr respektable Aufholjagd legte Luciano Spallettis Mannschaft in der zweiten Halbzeit dieses einigermaßen verrückten 3:3 von Dortmund hin, für die sie in der Heimat Anerkennung bekam. Nur konnte das die Peinlichkeiten der ersten Hälfte nicht komplett überdecken, in der die Italiener „zu lange geschlafen“ hatten, wie die Gazzetta dello Sport schrieb.

Vor allem der zweite Treffer und die schnell ausgeführte Ecke von Kimmich taugten zur Karikatur einer Squadra: Torwart Gianluigi Donnarumma und seine Vorderleute hatten sich gerade zu einem Debattierkreis im eigenen Strafraum versammelt, sie fuchtelten noch mit den Händen herum, als der Ball schon auf dem Weg zu Jamal Musiala war. „Ein Tor, das man auf diesem Niveau nicht bekommen darf“, sagte nach dem Spiel Giovanni Di Lorenzo, der ebenfalls Teil der versammelten Runde in Azurblau gewesen war. Und die Gazzetta fragte zu der Szene schlicht: „Italien, was machst du?“

Italienische Sicht: Elfmeter gegen Schlotterbeck sei keine eindeutige Fehlentscheidung gewesen

Man möchte sich die Schlagzeilen kaum ausmalen, wäre die zweite Hälfte nicht komplett gegensätzlich verlaufen und hätte Spallettis Mannschaft nicht doch noch die Qualität gezeigt, die ihr grundsätzlich innewohnt. Immerhin die finale der vier Halbzeiten gegen Deutschland dominierten die Italiener, was den Gesamteindruck dieses Nations-League-Viertelfinales doch deutlich verbesserte – insbesondere, weil es noch Anlass für eine Verlängerung gegeben hätte.

Strittige Szene: Diesen Zweikampf zwischen Nico Schlotterbeck (links) und Giovanni Di Lorenzo bewertete der Schiedsrichter nachträglich als nicht elfmeterwürdig. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images for DFB)

Di Lorenzo war es nämlich auch, der nach dem Spiel noch einmal klarstellte, dass er sehr wohl am Bein getroffen worden sei in der 76. Minute, als Schiedsrichter Szymon Marciniak auf Elfmeter entschied. Dass der Pole diesen kurz darauf nach einem VAR-Einsatz zurücknahm, wird verständlicherweise kritisch gesehen: Der ehemalige Serie-A-Schiedsrichter und heutige Experte Luca Marelli etwa bemängelte, es hätte sich um keine eindeutige Fehlentscheidung gehandelt, und Marciniak seien obendrein nicht die richtigen Bilder zur Ansicht gezeigt worden.

Abseits der Schiedsrichterdebatte allerdings war das Spiel in Dortmund am Montag schon wieder zweitrangig in den Nachrichten, der Fokus gilt in Italien ab sofort vorwiegend einem Hauptprojekt: Die Reise zur WM 2026 beginnt bereits im Juni, statt eines möglichen Nations-League-Finales trifft die Squadra Azzurra nun auf Norwegen und Erling Haaland, vor dem bereits gewarnt wird. Ein Scheitern beim Auftakt in die Qualifikation wäre in der Bewertung noch einmal wesentlich ernsthafter als Tore von Kleindienst und Peinlichkeiten im Debattierkreis. Das weiß auch Spalletti, der sich in Dortmund allerdings nicht anstecken ließ vom Auf und Ab im Meinungsbild zu Hause: „Ruhe bewahren“, lautete sein Fazit nach einem wilden Abend.



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