Und das soll Frühling sein? Kälte, Regen und mitunter sogar Schnee und Frost sorgen seit Tagen in Bayern für ungemütliches Wetter und Glätteunfälle. Die Obstbauern befürchten Frostschäden an den Blüten ihrer Bäume und Pflanzen, die Winzer in Franken sind ebenfalls besorgt. Auch Bestäuber wie Bienen oder Hummeln fliegen nicht, wenn es zu kalt und nass ist. Doch es gibt Hoffnung: Zum Wochenende hin soll es deutlich wärmer werden, zeigte am Dienstag ein Blick auf die Temperaturkurve des Deutschen Wetterdienstes. Treffen die Vorhersagen ein, könnte das Thermometer Richtung Wochenende auf bis zu 23 Grad steigen.
Grund für die derzeitige Wetter-Misere ist ein Tief über Norditalien. Das schaufele feuchte Luft nach Bayern, sagte Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in München. Entsprechend trüb sind die Aussichten: Regen oder sogar Schnee, mäßig bis frischer Westwind sowie überfrierende Nässe und Nachtfrost bis minus 4 Grad.
Für Freitag verspricht Wolz eine Wende: «Es bedeutet, dass die Temperaturen deutlich nach oben ansteigen werden.» Vor allem am kommenden Wochenende rechnen die Meteorologen mit Temperaturen zwischen milden 17 und 23 Grad. Ob das wonnige Frühlingswetter bis zum 1. Mai anhält, ist noch unsicher. Es könnte frühlingshaft sein, wagt Wolz eine vorsichtige Prognose für den Feiertag, an dem in vielen Orten Maibäume aufgestellt werden.
Doch noch heißt es aufpassen, wie der DWD mit Wetterwarnungen deutlich macht, so aktuell auch für die Nacht zum Mittwoch. In der vergangenen Nacht blieb es auf den Straßen weitgehend ruhig, anders als am Wochenende, als es infolge des Wintereinbruchs viele Unfälle gegeben hatte.
Am Dienstagmorgen meldeten die Polizeipräsidien auf Anfrage kaum Unfälle. Auf der schneebedeckten Autobahn 7 bei Seeg (Landkreis Ostallgäu) allerdings hatte ein Fahrer am späten Montagabend die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und sich überschlagen. Er sei mit Sommerreifen unterwegs gewesen, hieß es von der Polizei. Der 26-Jährige blieb unverletzt, die A7 Richtung Nesselwang war kurzzeitig gesperrt.
«Die Früchte verfärben sich und fallen dann ab.»
Kritisch ist die Lage aber für die Obst- und Gemüsebauern. Nach hochsommerlichen Tagen Anfang April blühten Kirsch- und Apfelbäume früher als gewöhnlich, nun drohen Frostschäden. Je kälter es ist und je länger die Kälte andauert, desto schwieriger werde es, sagte Thomas Riehl vom Verein Fränkischer Obstbauern in Kitzingen. Da machten zwei oder drei Stunden mehr oder weniger Nachtfrost schon einen Unterschied aus. Auf etlichen Feldern stünden Erdbeeren gerade in Vollblüte, so Riehl. Verfärbten sich Blüten dunkel, seien sie geschädigt. Kirsche und Zwetschge seien teils schon vor zwei Wochen abgeblüht gewesen. Deren Früchte seien erst wenige Millimeter groß und letztlich noch empfindlicher als die Blüten. «Die Früchte verfärben sich und fallen dann ab.»
Wie sich der Kälteeinbruch auf den Ertrag und die Qualität von Obst und Gemüse auswirken werde, kann der Verband nicht abschätzen. Bis in den Oktober hinein sei es warm gewesen, sodass die Blüte in diesem Frühjahr sehr stark ausfalle. So könnten eventuelle Einbußen vielleicht abgemildert werden. Patrick Scharl vom Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband sorgt sich auch, weil Bestäuber wie Bienen und Hummeln bei dieser Witterung nicht fliegen.
Auch dem zarten Spargel könnte große Kälte gefährlich werden. Nach der Frostnacht zu Montag habe er von Spargelbauern gehört, dass ihnen etwa beim grünen Spargel die Spitzen erfroren seien, berichtete Scharl.
In Frankens Weinbergen haben zwei Nächte unter null Grad bereits erhebliche Auswirkungen gehabt. «Wir haben starke Frostschäden. 50 Prozent der Flächen sind betroffen, wenn auch unterschiedlich stark», sagte der Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, Hermann Schmitt. Die ersten Triebe mit den sogenannten Hauptaugen, die besonders ertragreich seien, seien erfroren. Nun hofften die Winzer auf den zweiten Austrieb. Auf etwa 6300 Hektar wächst in Franken Wein. Besonders hart traf der Frost die Winzer 2011, 2017 und 2020. Heuer trieben die Reben drei bis vier Wochen früher aus als üblich.