An Selbstironie hat es Lizzy Aumeier nie gefehlt: Eine „Art Barbie-Fehlpressung“ nannte sie sich gerne, und als „Super-Lizzy“ auf der Bühne gestenreich herausgestellt, dass „mein Körper mein größtes Kapital ist“. Dabei hat er es ihr nie leicht gemacht. In einer „Lebenslinien“-Folge des BR berichtete sie von einer schweren Ess-Störung in ihrer Jugend und später von heftigen Angstattacken und Depressionen. Nach einem schweren Auto-Unfall 2010 war lange nicht klar, ob sie je wieder richtig gehen können würde.
Was ihr über all das hinweghalf und sie privat wie auf der Bühne zu einer bemerkenswert empathischen, lebensbejahenden und sozialen Figur machte, waren ihr Glaube, die Musik, der Humor und ihr Mann Andreas Stock, mit dem sie vorletztes Jahr Silberhochzeit feierte. Wie wichtig dabei die Musik war, wissen viele vermutlich gar nicht.
Aufgewachsen in Neumarkt in der Oberpfalz war Lizzy Aumeier kein glücklicher Teenager. Sie sehnte sich nach Anerkennung, nicht zuletzt von ihrem Vater, einem engagierten Lokalpolitiker. In der Musik findet sie diese: Sie studiert bei Nikola Filipov am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg Kontrabass und schließt dort als erste Frau überhaupt dieses Studium mit dem Konzertexamen ab. Anschließend macht sie mit einem Jazz-Studium weiter. Bis zuletzt musizierte sie in verschiedenen Ensembles und mit Lizzy & die weißen Lilien, „Bayerns einziges Damensalonorchester“, wie sie stolz betonte.
Immer ist da schon ihre komische Ader mit im Spiel, die sie früh entdeckt. So beginnt sie Ende der Neunzigerjahre, das Bass-Spiel mit kräftigem Wortwitz und vollem Körpereinsatz zu kombinieren und wird bald eine der führenden Musikkabarettistinnen des Landes. Für ihre elf Solo-Programme – mit Titeln wie „Boxenluder“, „Jetzt erst recht“ oder „Divenrausch“ – gewinnt sie erst die verfügbaren Nachwuchspreise wie den Kabarett Kaktus und das Passauer Scharfrichterbeil, später den Deutschen und den Bayerischen Kabarettpreis. Sie spielt mit „Elefantentreffen“ ein Duo mit Ottfried Fischer, regelmäßig mit Gerhard Polt und ist auch vom Fernsehen gut gebucht, etwa bei „Ladies Night“ oder „Grünwald Freitagscomedy“, mit einer Gastrolle bei „Dahoam is dahoam“ oder im „Kabarett aus Franken“ – schließlich wohnte sie lange Jahre in Fürth.
Lizzy Aumeiers Humor konnte derb sein, aber er hatte durchaus Tiefgang und blieb immer musikalisch leicht und menschenfreundlich. Dazu passte ihr soziales Engagement, als Schirmherrin des Jugendprojekts „Schneemühle“ und Gründungsmitglied des Nürnberger Beratungsvereins für Frauen „umständehalber“. Für all dies bekam sie 2023 den Bayerischen Verdienstorden.
Zwar chronisch erkrankt, trat sie weiter auf, noch vor wenigen Monaten mit dem aktuellen Programm „Freudenschmaus“ im Schlachthof, quasi ihrer Münchner Hausbühne. Wie ihre Familie nun mitteilte, ist Lizzy Aumeier am Donnerstag nach einem kurzen Aufenthalt im Nürnberger Klinikum Nord völlig unerwartet gestorben. Sie wurde nur 60 Jahre alt.