„Das war es auf jeden Fall wert“, sagte Fahnenträger Dennis Schröder nach der spektakulären Eröffnungsfeier, die der 30-Jährige gemeinsam mit seinen Teamkollegen der deutschen Basketballnationalmannschaft auf der Seine erlebt hatte. Zumindest leise Zweifel waren ja schon erlaubt und selbst vom Bundestrainer geäußert worden, ob es, rein sportlich, vernünftig ist, den Freitagabend im verregneten Paris zu verbringen, wenn bereits am nächsten Tag um 13.30 Uhr das erste Gruppenspiel gegen Japan ansteht. Und das im knapp drei Autostunden entfernten Lille, wohin die Mannschaft noch am Abend zurückgefahren war. Jetzt jedenfalls sei „Go-Time“, versicherte Schröder.
Und los ging es dann auch gegen den klaren Außenseiter aus Fernost, mit zwei Punkten Schröders, der die kaum veränderte Weltmeistermannschaft als Kapitän zur dritten und letzten Medaille der schon jetzt überaus erfolgreichen Ära des Trainers Gordon Herbert, 65, führen soll. Der Kanadier, der den Deutschen Basketball Bund (DBB) nach Olympia verlässt und zum FC Bayern wechselt, war vor drei Jahren belächelt worden, als er bei seinem Amtsantritt das Ziel ausgab, insgesamt drei Medaillen gewinnen zu wollen. Es folgten EM-Bronze 2022 und WM-Gold 2023. Und jetzt bei Olympia?
:Stephen Curry ist elektrisiert von Paris
Die US-Basketballer bringen NBA-Glanz zu Olympia: Stephen Curry und Kevin Durant sprechen über die Mission Gold, so mancher fühlt sich an das „Dream Team“ von 1992 erinnert. Curry nutzt die Bühne auch, um eine politische Botschaft an Kamala Harris zu senden.
Begannen die Deutschen gegen Japan offensiv überzeugend, defensiv aber immer wieder nachlässig. Auf Schröders erfolgreichen Sprungwurf nach wenigen Sekunden folgten gute Angriffe und, weil die Japaner um NBA-Spieler Rui Hachimura ihnen den Gefallen des Danebenwerfens taten, eine 16:8-Führung nach sechs Minuten. Es waren die letzten Nettigkeiten der Japaner, die ihre Dreier nun besser trafen (fünf von zehn im ersten Viertel) – und für einige Höhepunkte sorgten: Anfang des zweiten Viertels nahm erst Hachimura Isaac Bonga mit aufs sogenannte Poster, verwandelte also einen Dunk über den Defensivspezialisten, und im direkten Gegenzug blockte Yuta Watanabe einen Korbleger von Franz Wagner. Deutschland führte zu diesem Zeitpunkt nur noch mit sechs Punkten.
Gegen größere Teams wie Frankreich müssen die Deutschen besser rebounden
Enger wurde es bis Spielende allerdings nicht mehr, vorentscheidend war das dritte Viertel, in dem die Japaner ihre Treffsicherheit wieder verließ und die Deutschen konsequenter verteidigten. Gerade die Arbeit am defensiven Brett muss besser werden, das zeigte sich auch im letzten Abschnitt noch einmal eindrucksvoll. Da sammelte Japan gleich drei der eigenen Fehlwürfe ein, beim vierten Versuch traf Yuki Kawamara von gut drei Metern hinter der Dreierlinie. Insgesamt zwölf offensive Rebounds ließen die Deutschen zu, das ist nicht nur gegen eine physisch unterlegene Mannschaft entschieden zu viel. Zur Erinnerung: Am dritten Gruppenspieltag trifft Deutschland auf Frankreich. Der Gastgeber hat mit Victor Wembanyama, 2,24 Meter, und Rudy Gobert, 2,16 Meter, ungleich größerere Spieler als Japan.
Welcher Trainingsfokus auf die Nationalspieler bis zum nächsten Auftritt am Dienstag gegen Brasilien zukommt, ist also absehbar. Das Angriffsspiel war dafür schon wieder ziemlich weltmeisterlich. Die Angriffe liefen flüssig, Ballverluste waren selten, das Team wirkte eingespielt. Die Zahlen des 97:77-Sieges unterstrichen das Gesehene: kein Viertel mit weniger als 22 Zählern, eine Trefferquote von 54 Prozent und fünf Spieler, die zweistellig punkteten – darunter Franz Wagner (22) und Dennis Schröder (13), aber auch Rollenspieler wie Daniel Theis (16), Moritz Wagner (15) und Isaac Bonga (11). Das stimmt optimistisch: Beim WM-Titel vor einem knappen Jahr war schließlich die Mannschaft der Star.
Und mit dem Ausflug zur Eröffnungsfeier haderte nun auch keiner mehr, Franz Wagner sagte nach dem Spiel: „Es war ein perfektes Wochenende.“