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Olympia 2024: Die Sportschützen Janßen und Ulbrich überzeugen auch ohne Bronze – Sport

by Marko Florentino
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Am Samstagmorgen stehen zwei sehr verschiedene deutsche Sportschützen hintereinander in ihren Stabilisationshosen in einer Halle in Déols, stecken ein Diabolo-Geschoss in ihr Gewehr, richten die Waffe zu den Scheiben aus, schieben dann langsam, fast zärtlich, das Gesicht entlang der Schaftbacke in Position, bis das Auge den Diopter erreicht hat, verharren, bis der Puls sich stabilisiert, drücken ab.

Déols liegt ein paar Kilometer nordöstlich von Châteauroux, Châteauroux wiederum liegt etwa 300 Kilometer südlich von Paris. Der Glanz der Hauptstadt ist hier unendlich weit weg. Wer aus der Olympiastadt pünktlich zum Wettkampfstart hinaus will nach Déols, muss um 5.37 Uhr den ersten Zug ab der Gare d’Austerlitz nehmen. Am Samstag wollen viele hinaus ins Centre National de Tir Sportif, Frankreichs nationales Schießzentrum, das hier auf einem riesigen ehemaligen Militärgelände untergebracht ist. Der Zug ist voll. Es geht um die allererste Medaille, die bei diesen Spielen 2024 vergeben wird. Luftgewehr Mixed; Gold geht am Ende an China.

Die beiden sehr verschiedenen Deutschen sind Anna Janßen, 22, Studentin der Gartenbautechnik aus Kevelaer in Nordrhein-Westfalen, und Maximilian Ulbrich, 23, Polizeimeister aus Wilzhofen in Oberbayern. Sie werden das kleine Finale um Bronze verlieren und sich dennoch in den Armen liegen, aber es ist noch ein weiter Weg dorthin.

Janßen ist nun auch eine Mitfavoritin im Einzel am Montag

Janßen steht hinter Ulbrich. Janßen ist relativ groß, Ulbrich ist relativ klein. Janßen gilt schon eine Weile als das hoffnungsvollste deutsche Luftgewehr-Talent, Ulbrich hat sich in den vergangenen Jahren durchkämpfen müssen gegen Widerstände im Verband und in der Trainingsgruppe. Janßen schießt schnell, Ulbrich nimmt sich Zeit. Anfangs hat Janßen das manchmal noch nervös gemacht, aber inzwischen „kenne ich den Maxi gut genug, um zu wissen, dass da auf jeden Fall ein Schuss kommen wird“, sagt sie und lacht. In der Qualifikation am Samstag ist Janßen irgendwann fertig. Sie hat eine gute, eine sehr gute und eine sensationelle Zehner-Serie geschossen, was sie auch im Einzelfinale am Montag zu einer Mitfavoritin macht. Ulbrich braucht noch ein bisschen.

Also legt Anna Janßen jedes Mal, wenn Ulbrich sein Gewehr anlegt, auch ihr Gewehr noch mal an, und wenn er seines wieder ablegt, legt sie ihres ab. Das haben sie sich mit dem Bundestrainer Achim Veelmann so überlegt, auf diese Weise kann Ulbrich zu Ende schießen, ohne dass sich in seinem Rücken etwas verändert. Und das ist jetzt auch nötig. Zwei Schüsse fehlen ihm noch. Die Norweger, auch schon fertig, liegen auf Rang vier, die Deutschen liegen auf Rang fünf, der Abstand erscheint schon zu groß, um das Match um Bronze noch zu erreichen. Ulbrich müsste mindestens eine 10,8 und eine 10,9 schießen, also letztlich: zweimal genau in die Mitte.

Der innerste Bereich der Scheibe, die Ringe von 10,0 bis 10,9 – dieser Bereich ist nur einen halben Millimeter breit. Der 10,9-Ring misst nur einen zwanzigstel Millimeter. 10 Meter steht Maximilian Ulbrich von der Scheibe entfernt.

Ulbrich schiebt ein vorletztes Diabolo ins Gewehr, richtet den Schaft aus, dreht das Gesicht. Janßen tut es ihm gleich. Janßen schießt nicht, Ulbrich schießt: 10,9. Dann noch einmal dasselbe, Janßen schießt nicht, Ulbrich schießt: 10,8. Da bricht die deutsche Delegation auf den Rängen in Jubel aus.

„Das Glück war, dass ich nicht gewusst habe, dass es auf eine 10,9 und eine 10,8 ankommt“, sagt Maximilian Ulbrich später, „wenn ich’s gewusst hätte, wär’ es sich vermutlich nicht so ausgegangen. Aber dass ich einen Wettkampf hinten raus gut ausschießen kann, das habe ich schon öfter gezeigt.“

Trotzdem stolz: das deutsche Luftgewehr Mixed in Châteauroux. (Foto: Marcus Brandt/dpa)

Das Finale um Bronze haben dann die Kasachen Alexandra Le und Islam Satpayev gewonnen. In den Finals werden so lange Duelle geschossen, bis ein Team 16 Punkte erreicht hat; die Kasachen gewannen 16:7. Die Lesart wäre jetzt, dass Anna Janßen und Maximilian Ulbrich Bronze verpasst haben, aber das Gegenteil stimmt, sie haben sich das Match um Bronze verdient. „Wir sind super dankbar, dass wir so weit gekommen sind“, sagt Jansen, „ein Olympiafinale ist eins der schönsten Dinge, die man als Sportler erleben kann“, sagt Ulbrich. Und am Ende, sagt Jansen, „haben uns im Finale einfach die dicken Zehner gefehlt“.

Die dicken Zehner, 10,5 Ringe aufwärts, die im Luftgewehrschießen nur wenige Zehntelmillimeter dick sind.



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