Grozer selbst war lebender Beweis für all das, was ihn und die Mannschaft antreibt. Trotz des Spielbeginns um 9.00 Uhr am Morgen war der 39-Jährige beim überzeugenden 3:0 (25:13, 25:21, 25:21) gegen Argentinien, immerhin der Olympia-Dritte 2021 in Tokio, von Beginn an voll auf Betriebstemperatur. „Das ist doch meine Arbeit hier als Opa. Ich wollte ein Zeichen setzen, dass ich da bin, dass ich unbedingt gewinnen möchte.» Gesagt, getan. „Ich lebe gerade meinen Traum“, sagte Grozer, „ich versuche, jeden Moment zu genießen und in jedem Moment 110 Prozent zu geben.“ Und davon lässt sich die ganze Mannschaft mitreißen. „Dieses Team ist etwas Besonderes“, betonte Mittelblocker Anton Brehme. Das sei bereits beim Quali-Turnier in Rio mit den sieben Siegen in sieben Spielen zu erkennen gewesen, „und jetzt machen wir hier genauso weiter. Das hat man gesehen.“
„Man spürt im Dorf, dass der Respekt wächst in der Volleyball-Bubble“
In der Tat: Die deutsche Mannschaft ließ in der Paris Arena Sud vor rund 10.000 Zuschauern keine Zweifel an ihrer Mission aufkommen. Vor allem Grozer lief wieder zur Höchstform auf. Er kam allein auf 16 Punkte und pushte sich und seine Mannschaft als emotionaler Leader immer wieder lautstark auf dem Feld. „Es macht einfach Spaß“, sagte Brehme, „dass man Volleyball spielen kann beim größten Event, das es gibt.“
Nach den Siegen gegen Argentinien und Japan (3:2) sowie dem Krimi gegen den dreimaligen Olympiasieger USA (2:3) ist Deutschland das Viertelfinalticket mit sechs Punkten nun nicht mehr zu nehmen. Eine Entwicklung, die mittlerweile auch die Konkurrenz aufmerksam gemacht hat. „Man spürt im Dorf, dass der Respekt wächst in der Volleyball-Bubble“, berichtete Kapitän Lukas Kampa. Prognosen, betonte er, seien allerdings „unmöglich“. Und doch ist die Überzeugung da, den Traum von der Medaille Realität werden zu lassen. „Für mich ist wichtig“, sagte Kampa, „dass wir weiter unsere Leistung abrufen. Wenn wir das schaffen, stabil zu bleiben, dann kann die Reise sehr, sehr weit gehen.“