Für den Abgeordneten Pierre Kompany, 77, von der belgischen Regierungspartei Les Engagés ist die Resolution, die das Parlament in Brüssel am Donnerstagabend verabschiedet hat, ein großer Erfolg. Auch ganz persönlich: Als er im Unterhaus ans Rednerpult trat, um sich zu bedanken, stockte ihm mehrmals die Stimme – und kämpfte mit den Tränen. Einstimmig hatte das Parlament das afrikanische Land Ruanda für dessen Unterstützung der Rebellenmiliz M23 verurteilt, die derzeit Tod, Terror und Verwüstung über den benachbarten Ostkongo bringt. Der militärische Vorstoß müsse sofort beendet werden; die belgische Regierung wird aufgefordert, darauf auch mit harten Maßnahmen gegen Ruanda hinzuwirken.
Seine Gedanken seien bei den Kindern im Kongo, sagte Pierre Kompany, deren Eltern und Geschwister tot seien, verschwunden, „verscharrt in Löchern“, mit „abgeschlagenen Köpfen“. Dies sei der Tag, „an dem wir Glaubenssätze auslöschen wie Visit Ruanda“, rief er – eine Anspielung auf den Slogan, mit dem unter anderem der FC Bayern in seiner Arena wirbt. Wie auch Paris Saint-Germain und der FC Arsenal unterhält der Münchner Klub eine Partnerschaft mit Ruandas Regierung. Cheftrainer der Bayern ist bekanntlich der Sohn des Abgeordneten Kompany: Vincent, 38.
So verlaufen die Gräben der großen Politik gerade auch durch die Familie Kompany. Nach einem Spiel auf den Konflikt angesprochen, hatte Vincent Kompany kürzlich seine Solidarität mit den Menschen in Ostkongo ausgedrückt. Sein Vater stammt aus der Region, flüchtete einst in die ehemalige Kolonialmacht Belgien und wurde dort erst Bürgermeister und dann Abgeordneter. Seinen Arbeitgeber kritisieren mochte Vincent Kompany in der Sache aber bisher nicht. Der FC Bayern hat im Lichte des Blutvergießens eine Überprüfung des Sponsorings angekündigt; mehrere Mitarbeiter reisten für Gespräche nach Ruanda. Sollte der Klub noch weitere Expertise benötigen: In der Familie seines Trainers findet er sie; Pierre Kompany ist im Thema. „Besucht nicht Ruanda, besucht den Kongo“, sagte er im Parlament.