Für sie: Das neue Luftprinzip
Kaum hatte man die Kaschmirpullis für den deutschen Sommer neu sortiert, ist tatsächlich mal die Sonne draußen und damit die Frage: Was soll man jetzt anziehen? Immer den gleichen Pulli und die gleiche Jeans, das ist ein unkomplizierter Zustand, an den man sich gut gewöhnen kann, weil man ja schon genug andere Probleme hat. Shorts vielleicht? Nichts ist komplizierter, als kurze Hosen so mit Oberteilen zu kombinieren, dass man nicht aussieht wie eine von Hitzschlag bedrohte Touristin. Touristen sind wir alle irgendwann, in dieser Hinsicht sollte man sich also locker machen, aber den Busrundfahrt-Touch gilt es modisch unter allen Umständen zu vermeiden. Hier kommt das Sommer-Äquivalent zum Winter-Pulli-Hose-Ritual ins Spiel.
Es ist ein Look, den man jetzt wirklich überall bekommt, von sehr teuer bis ganz billig, in gestreift, in uni, in Leinen, Seide und Baumwolle: der Pyjama. Allerdings nicht der langärmelige, langbeinige, der ja auch schon mal als Draußen-Outfit propagiert wurde, was fürchterlich schiefging, weil alle wirklich nicht cool, sondern einfach nur so aussahen, als gehörten sie ins Bett. Nein, der neue Schlafanzugs-Style ist an allen Enden kurz, und so luftig und unkompliziert, dass man sich, abgesehen von ein bisschen aufgewecktem Schmuck und Schuhen, keinerlei Gedanken machen muss (der hier zu sehende ist von Arket). Ja, das sieht dann angezogen aus! Nur weil mal kurz Sommer ist, heißt das nicht, dass man keine Probleme mehr hat. Also bitte schön weiter auf das Wesentliche konzentrieren.
Für ihn: Die neue Privatsphäre
Die Realität der Schlafbekleidung beim Mann ist vermutlich nicht allzu präsentabel: Irgendeine Boxershort mit schön weitem T-Shirt, beides nur gelegentlich gewechselt, so kann man wohl den Ist-Zustand in den meisten Schlafzimmern umschreiben. Passende Pyjama-Sets bekommt man als Mann zwar mal geschenkt, aber die werden, analog zu den guten Zalto-Gläsern, im Schrank verstaut, für besondere Anlässe. Diese Anlässe sind im besten Fall eine Reise in ein elegantes Hotel oder im schlechtesten Fall ein längerer Krankenhausaufenthalt. Deswegen also ergibt die Idee der Mode schon Sinn, den Pyjama mal ins Tageslicht zu rücken und dieses bequeme Kleidungsstück an anderen Orten zu würdigen. Fashionistas trugen ja bereits tapfer gestreifte, lange Pyjama-Oberteile zu irgendwelchen Events, für den Sommer bekommt man jetzt in den Schaufenstern vermehrt kurze Anzüge aus Jersey oder ähnlich körpernahen Stoffen präsentiert.
Früher hieß so was mal Loungewear und war für Tage gedacht, die man weitgehend häuslich verbringt. Diesen Sommer soll man in dem Outfit (hier von Cos) aber einfach seinen normalen Verrichtungen nachgehen. Das ist zwar einerseits angenehm, denn die Sachen sind luftig-leicht angelegt. Andererseits gibt es eine innere Hürde, weil es nun mal ein Anzug ist – Oberteil und Unterteil aus dem gleichen Stoff. Und Anzug, so ist es verinnerlicht, gibt es nur als Business- oder eben Schlafvariante. In letztere Richtung gehen auch weiterhin die Kommentare von modisch weniger versierten Passanten. Vielleicht muss man sich so ein Ensemble für einen Ort aufheben, an dem die Menschen lockerer sind – bis dahin: Ab in den Schrank!