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Rosenheim bekommt einen Stadtrat, den sogar die AfD für untragbar hält. – Bayern

by Marko Florentino
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Mit Rechten und mit Rechtsextremen kennt man sich einigermaßen aus in Rosenheim. Für sie alle zusammen gibt es in der Region schon immer ein nennenswertes Wählerpotenzial. Entsprechend saßen im Rosenheimer Stadtrat in der jüngeren Vergangenheit praktisch durchgehend Mitglieder der Republikaner und zuletzt auch der AfD. Die ist 2020 auf Anhieb mit drei Räten in den Stadtrat eingezogen. Einer dieser drei AfDler war davor schon eine halbe Ewigkeit bei den Republikanern und ist vor ein paar Tagen mit 85 Jahren gestorben. Für ihn wird in den Stadtrat nun ein Mann nachrücken, den sogar die AfD für absolut untragbar hält.

Denn selbst wenn die AfD Leute wie den Landtagsabgeordneten Daniel Halemba in ihren Reihen duldet: Wenigstens bei Stefan Bauer war sie sich vor drei Jahren auf allen Ebenen einig und schloss den früheren Schriftführer ihres Rosenheimer Kreisverbands einmütig aus der Partei aus. Bauer war in der Corona-Pandemie auf der Straße und in den sozialen Medien als Querdenker-Propagandist unterwegs und begleitete als vorgeblich neutraler Berichterstatter mit seiner Kamera allerlei Kundgebungen und Aufmärsche. Grund für den Rauswurf aus der AfD war ein handfester Skandal wegen eines seiner Videos.

Dieses Video hatte Bauer an der KZ-Gedenkstätte im oberösterreichischen Mauthausen gedreht und darin die Covid-Impfung mit dem Einsatz des Giftgases Zyklon B in den Konzentrationslagern verglichen und Parallelen zwischen den staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen und dem Holocaust gezogen. Das sei „an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten“, hieß es danach etwa von Österreichs damaligem Innenminister und aktuellem Kanzler Karl Nehammer (ÖVP).

Die Kommunalwahl war da schon eine Weile vorbei, und der AfD-Kandidat Bauer hatte es nicht in den Stadtrat geschafft. Allerdings hatte er immerhin 3726 Stimmen erhalten, das fünftbeste Ergebnis innerhalb der Liste. Weil von den drei gewählten AfDlern einer gestorben ist und der Kandidat mit dem viertbesten Ergebnis längst woanders wohnt, ist nun wohl oder übel Bauer als Nachrücker an der Reihe – obwohl die Partei, für die er damals kandidiert hatte, ihn inzwischen ausgeschlossen hat und lieber selbst jemand anderen nachrücken lassen würde. Man könne und werde mit Bauer nicht zusammenarbeiten, sagt der AfD-Kreisvorsitzende Andreas Winhart. Bauer habe bei der Partei weiterhin Hausverbot.

Bauer selbst erklärt am Telefon, er werde das Amt auf jeden Fall annehmen und sei ansonsten „noch in der Findungsphase“. Die Rosenheimer Stadtverwaltung muss sich ohnehin um Neutralität bemühen. Gewählt ist gewählt, heißt es aus dem Rathaus nur. Das nächste Mal gewählt wird 2026.



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