Blasensteine und Brüche zählten einst zu den gefürchteten Krankheiten. Ein einzigartiges Manuskript zeigt, mit welch brachialen Methoden die Patienten im Augsburger Schneidhaus von ihren Leiden befreit wurden.
Das ist eine ziemlich schmerzhafte Geschichte. Sie spielt im Augsburg des 16. und 17. Jahrhunderts, zu einer Zeit, als Krieg, Seuchen und Armut die Menschen in der Reichsstadt heimsuchten und Europa dem Hexenwahn verfallen war. Um sie zu erzählen, holt Marion Ruisinger einen Karton aus dem Archiv. Darin bewahrt sie ein Manuskript auf, das 2016 in einem Antiquariat aus einem privaten Nachlass aufgetaucht war. Als die Leiterin des Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt es zum ersten Mal aufschlug, bot sich ihr ein kurioser Anblick: Nicht nur, weil jemand die ersten Seiten offensichtlich schon vor langer Zeit herausgeschnitten hatte. Spannend war vor allem, was dahinter folgte: Auf 19 Doppelseiten hatte der unbekannte Verfasser eine Art illustrierte Patientenakte erstellt, samt kunstvollen Zeichnungen von Blasensteinen und den Namen derjenigen Menschen, denen sie entnommen worden waren. „Ein Wahnsinnsobjekt“, sagt Ruisinger.