Dass Markus Söder sich über alle Medien zu vermarkten weiß, ist hinlänglich bekannt. Besondern gern scheint er sich auf Instagram zu zeigen – im roten Weihnachtspullover mit dem eigenen eingestrickten Konterfei vor einer Tannenbaumtapete; im blauen Polohemd mit beigefarbenem Sakko neben Kamel Valentino vor Pyramiden in Ägypten; oder, leicht schuljungenhaft grinsend, mit offenem Hemdkragen und dunkelblauem Anzug bei der Verleihung des Blauen Panthers neben Heidi Klum in rosa Robe. 656 000 Follower hat der Ministerpräsident auf Insta, rund eine halbe Million auf X, bei TikTok und Facebook auch ein paar Hunderttausend.
Seit fast vier Jahren schon bespielt er bei Insta den Hashtag #soederisst. Döner, Schweinebraten, Bratwurst in Warschau, Gelato in Roma. Als geneigter Social-Media-User meint man also, langsam schon jede Peinlichkeit gesehen zu haben in den Tiefen des Internets. Aber: weit gefehlt. Denn zu diesem Weihnachtsfest ist Markus Söder in ein Tonstudio eingerückt und hat ein Weihnachtslied eingesungen. Und am frühen Morgen des Heiligabends gepostet.
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Söder steht vor dem Mikrofon, im schwarzen Rollkragenpullover, streift sich in Hollywood-Manier die Kopfhörer über, Schwenk zum Tontechniker und los geht’s: „Glockenklang in der Ferne/Über uns leuchten Sterne/kein Mensch weit und breit…“. „Winter Wonderland“, in der deutschen Version einst von Peter Alexander und anderen Granden der Schlagerindustrie mit Schmäh ins Mikrofon gesungen. Und jetzt also: Markus Söder. Etwa 1:40 Minuten lang. Bisschen schief, bisschen Freddy-Quinn-shantyartig, bisschen viel des Guten.
In seinem Kommentar zum Insta-Post schreibt Söder: „Ich bin ein Fan von Weihnachtsliedern. Mein liebstes könnt ihr hier hören. Hoffe, euch gefällt es.» Die Kommentare der Followerschaft jedenfalls lassen nicht lange auf sich warten. Der eine oder die andere kommentiert nahezu glaubhaft, wie toll doch dieses „Geschenk“ sei. „So eine schöne Idee. Vielen Dank für das Weihnachtslied“, heißt es da, oder: „Allmächd, ist das gut.“
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Fremdscham und Aufregung darüber, ob der Ministerpräsident eigentlich auch noch zum Politik machen komme, überwiegen jedoch bei dem Post, der bis zum Mittag des ersten Feiertages mehr als 34 000 Likes einklickte. «Lächerlich», urteilt ein User kurz und knapp, „Körperverletzung“ ein anderer. «Am heiligen Morgen direkt traumatisiert. Ist das Satire?», fragt einer und ein anderer verspürt „einen spontanen Exit-Impuls“. „Peinlich“ ist noch einer der freundlicheren Beurteilungen der Sangeskünste. „Ich habe so Gänsehaut vor Fremdscham“, meint ein Nutzer.
Einer fragt, ob „Bayerischer Ministerpräsident mittlerweile mehr ein Hobby“ sei, und nicht wenige Kommentatoren lassen sich darüber aus, wie viel dieser Ausflug ins Tonstudio wohl den Steuerzahler gekostet haben mag.
Der Ministerpräsident jedenfalls zaubert immer wieder etwas Neues aus der virtuellen Kiste. Die letzte #soederisst-Currywurst ist schon eine Weile her, aktuell war Heimatmarketing mit Schaschlik auf dem Nürnberger Weihnachtsmarkt angesagt und die Ente mit Knödel zum vierten Advent. Und jetzt halt ein Lied.