Die Maschine erledigt die unangenehmen Aufgaben, der Mensch hat Zeit für den angenehmen Rest. Das ist die Rollenverteilung zwischen Putzrobotern und ihren Besitzern. Etwa 2,8 Millionen stehen allein in deutschen Haushalten herum. Manchmal sind sie so etwas wie ein zweites Haustier im „Smarthome“ geworden. Besitzer nennen sie Elon Dust, Bill Cleanton oder Staubi.
Doch diese Idylle zwischen Mensch und Maschine wurde nun gestört: In den USA jagten einige Putzroboter Haustiere, aus ihren Lautsprechern ertönten Beschimpfungen und ihre Kameras gingen auf einmal an. War das der Beginn des Aufstands der automatischen Staubsauger, jener Unterart der Roboter, die so harmlos daherkommt?
Entgegen solcher Science-Fiction-Vorstellungen entwickelten die Putzroboter keinen eigenen Willen. Hacker hatten eine Sicherheitslücke ausgenutzt. Dabei konnten sie einen Sicherheits-Pin umgehen und die Kontrolle über die Geräte erlangen. Das war ihnen auch aus der Ferne möglich.
Die Hacker hätten durchs Mikrofon sogar rassistische Beleidigungen geschrien, erzählte ein Betroffener dem Nachrichtenmedium ABC News. Auch ein Neustart des Geräts konnte die Hacker nicht stoppen. Da sie lautstark auf sich aufmerksam machten, merkten die Besitzer der Geräte sofort, dass etwas nicht stimmt. Doch theoretisch könnten Unbekannte die Besitzer durch die Roboterkameras still und heimlich beobachten, ohne aufzufallen. Zwar kann man in der App sehen, dass jemand auf die Kamera zugreift – doch viele Besitzer prüfen diese nur selten.
Der Vorfall verstärkt Bedenken gegenüber vernetzten Geräten. Verbraucherschützer betonen immer wieder, dass sich Hacker Zugang zu sensiblen Daten und dem eigenen Zuhause verschaffen können. Auch ist unklar, was manche Firmen mit den gesammelten Daten anstellen und wie sie gegen Sicherheitslücken vorgehen.
Ecovacs, Hersteller der betroffenen Roboter, wurde schon im Dezember vergangenen Jahres auf das Problem aufmerksam gemacht. Zwei Sicherheitsforscher hatten herausgefunden, wie einfach sich das Sicherheitssystem mit etwas Technikwissen umgehen ließ. Einer der Wissenschaftler hackte sich für eine Fernsehsendung in den Putzroboter eines Mannes (mit dessen Einwilligung) und beobachtete ihn beim Teetrinken in der Küche.
Das Unternehmen habe daraufhin seine Sicherheitseinstellungen geändert, das habe aber den Wissenschaftlern zufolge nicht ausgereicht. Nach den neuen Vorfällen teilte Ecovacs mit, von November an ein neues Sicherheitsupdate herausbringen zu wollen. Außerdem habe man Kunden aufgefordert, ihr Passwort umgehend zu ändern.
Der Staubwischroboter-Aufstand lässt also noch auf sich warten. Staubi hat keine eigene Persönlichkeit entwickelt, Wutanfälle gehören weiterhin nicht zu seinem Repertoire. Wobei in der Vergangenheit schon so mancher Putzroboter auf dem Boden liegende T-Shirts gefressen haben soll. Völlig ohne Zutun von Hackern.