Über Jahrzehnte hinweg galt: Alles, was wichtig war, geschah bei Suhrkamp, und alles, was bei Suhrkamp geschah, war wichtig. Unter dem neuen Inhaber sollte dieser Anspruch in der Gegenwart ankommen.
Es gibt Marken, deren Bedeutung weit über ihre Branche hinausweist, deren Geschicke wegen ihrer symbolischen Relevanz ein ganzes Land beschäftigen. Karstadt, Daimler, die SPD und das ZDF sind solche in allen Haushalten bekannte Namen, und Suhrkamp eben auch. Auch wer in letzter Zeit kein Suhrkamp-Buch gekauft hat, interessiert sich für das wechselvolle Schicksal des unabhängigen Verlags. Der legendäre Verleger Siegfried Unseld hat es seinerzeit verstanden, die Aufmerksamkeit des deutschen Bildungsbürgertums auf sein Haus zu lenken: Alles, was wichtig ist, geschieht bei Suhrkamp, und alles, was bei Suhrkamp geschieht, ist auch wichtig. Sei es der Aufstand der Lektoren 1968, die dramatischen Beziehungen Unselds zu einzelnen Autoren, die Sache mit Thomas Bernhard, der Streit nach der Paulskirchenrede von Martin Walser, die Irrungen und Wirrungen von Peter Handke in Bosnien, der Erbfolgestreit zwischen Siegfried und Joachim Unseld – es wurde nie langweilig.