Der Dichter Thomas Brasch ist in den vergangenen Jahren gleichzeitig zum Klassiker und zu einer literarischen Popfigur als DDR-Beatnik geworden. Nach den Gedichten in einem 1000-seitigen Buch wird Suhrkamp im Januar seine gesammelte Prosa in einem Band vorlegen. Es ist ein sprödes, trotziges Werk, aggressiv und zerrissen, zart und abgrundtief verloren. Von der anhaltenden Faszination des 2001 mit gerade mal 56 Jahren gestorbenen Schriftstellers zeugt Andreas Kleinerts vor zwei Jahren mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneter Spielfilm „Lieber Thomas“, ein Porträt des Dichters als wilder Mann. Man will sich lieber nicht vorstellen, wie die woken jungen Leute von heute auf so einen Künstler reagieren würden, der etwas zu radikal und etwas zu wütend ist, um sich von politisch korrekten Gesinnungsbeauftragten erklären zu lassen, was gute und erlaubte Kunst ist.