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Titelverteidiger Bayern steht im Pokalfinale gegen den deutschen Meister Ulm – Sport

by Marko Florentino
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Kurz vor dem Start des Spiels verlangte Serge Ibaka den Basketball, der sich schon in der Hand des Schiedsrichters befand. Bayern Münchens Center nahm ihn in beide Hände, hielt ihn direkt vor seine Augen, küsste ihn und kuschelte mit ihm, als würde dem 34-Jährigen das wichtigste Spiel seiner Karriere bevorstehen. Die Szene verdeutlichte, wie fokussiert die Bayern in dieses Pokal-Halbfinale gegen einen klaren Außenseiter gingen.

Den Sieg der Münchner gegen die Bamberg Baskets als «nie gefährdet» zu bezeichnen wäre zwar auch falsch, denn die Oberfranken hielten im ersten Viertel gut mit, führten sogar mit 22:21 Punkten. Dann aber war die Spannung, die ohnehin kaum jemand erwartet hatte, ziemlich schnell aus der Halle gespielt: Die Bayern siegten 81:62, der Titelverteidiger steht damit im Finale des Top-Four-Turniers um den deutschen Pokal (Sonntag, 14 Uhr). Entscheidend war die Qualität im Kader: «Bamberg hat mit viel Elan und Energie angefangen», sagte Münchens Weltmeister Niels Giffey, aber: «Wir haben das Glück, dass wir viel Tiefe und Klasse im Kader haben. Bamberg konnte das Level nicht halten.»

Die Basketball Bundesliga (BBL) veranstaltet dieses Pokal-Wochenende unter dem Motto «Celebrate German Basketball». Womit er einerseits der Kritik entgegenwirken will, dass die Veranstaltung die Bundesliga-Saison auseinanderreißt, und gleichzeitig versucht, den Hype des WM-Sieges im vergangenen Herbst zu verlängern.

Schon am Freitagabend trafen sich in der BMW Welt viele Ehemalige zu einer Gala: Zahlreiche Spieler der EM-Mannschaft von 1993 waren da, auch alle vier Medaillentrainer der Nationalmannschaft – Svetislav Pesic, Henrik Dettmann, Dirk Bauermann und Gordon Herbert. Und viele mehr, deren Fotos auch in einem für Samstag flugs eingerichteten Legenden-Museum zu sehen waren. Beim Halbfinale saß dann auch noch eine lebende Legende in der ersten Reihe: Dennis Schröder, Kapitän der WM-Sieger, musste in der Pause zahlreiche Autogramme schreiben.

«Serge Ibaka ist ein Winnertyp», sagt Weltmeister Niels Giffey über seinen Teamkollegen

Bayerns Geschäftsführer Marko Pesic hatte zugegeben, «viel Angst» vor diesem Duell zu haben. Diese war allerdings nicht begründet, auch wenn die Mannschaft auf dem Parkett erst einmal gar nicht die schnelle Entscheidung zu suchen schien. Sie begann zwar mit vier erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen in Serie, konnte sich aber zunächst unter dem Korb kaum durchsetzen. Es sah nach Abtasten aus – zum Ende des ersten Viertels lag München überraschend hinten. Die beiden Weltmeister Andres Obst und Isaac Bonga sowie Sylvain Francisco kamen im ersten Viertel überhaupt nicht zum Einsatz. Als sie zur Arbeit beordert wurden, riss vor allem Francisco mit seinen schnellen Richtungswechseln viele Lücken in die Bamberger Abwehr, der auffällige Serge Ibaka holte immer mehr Offensiv-Rebounds, am Ende wurde er mit 15 Punkten bester Scorer der Bayern.

Doch insgesamt setzte Trainer Pablo Laso auf volle Rotation – und zur Pause, als die Bayern mit 48:32 führten, hatten schon zehn verschiedene Spieler getroffen. Die Oberfranken waren vorwiegend von der Trefferquote ihres Aufbauspielers Zach Copeland abhängig: Der 26-Jährige kam auf 19 Punkte. «Er war sehr gut», sagte Bayern-Coach Laso später über seinen NBA-Center Ibaka, «aber nicht nur wegen der Punkte, er hat auch Situationen für uns kreiert.» Besonders gefallen hatte ihm die Abwehrleistung seines Teams, die es letztlich auch ermöglicht habe, so viel zu rotieren – und Kräfte zu sparen. Vor allem in der zweiten Halbzeit wurden so die offensivstarken Bamberger Copeland und Trey Woodbury in Schach gehalten. Ein Extralob hatte Laso auch zu vergeben: «Bonga war heute super», der Weltmeister rackerte unermüdlich in der Defensive.

Mitte des dritten Viertels wurde es dann in drei Vierteln der Halle, wo also die Bamberger, die Berliner und die Ulmer Fans saßen, immer leiser – wenig überraschend hielten all diese Anhänger zum Außenseiter, der immer weniger mithalten konnte. Die Bayern zogen auf 22 Punkte davon, und während sich in der Schlussphase unten auf dem Parkett ein Schaulaufen entwickelte, tauschten die Fanlager noch Nettigkeiten aus («Ihr könnt nach Hause fahrn»).

«Es ist gekommen, wie es kommen musste», sagte Bambergs Trainer Arne Woltmann, nach guten zehn Minuten sei man defensiv eben nicht gut genug gewesen. Über Serge Ibaka sagte Giffey noch: «So einer ist immer eine Bank, einer, auf den wir uns verlassen können. Er ist ein Winnertyp.» Das dürfte im Finale dann noch sehr viel wichtiger werden als im einseitigen Spiel gegen Bamberg.

Der Finalgegner hatte hingegen keine Möglichkeit, seine wichtigsten Spieler zu schonen: In einem hart umkämpften, teilweise wilden und lange spannenden Spiel setzte sich Ratiopharm Ulm mit 87:79 (42:40) Punkten gegen Alba Berlin durch, bester Werfer des gesamten Halbfinaltages war Ulms Center Trevion Williams mit 25 Punkten, der auch in den Schlussminuten der entscheidende Spieler war. Lange konnte sich kein Team absetzen, erst zu Beginn des Schlussviertels führten die Berliner mit acht Punkten, das aber holte die Mannschaft des ehemaligen Münchner Meisterspielers Anton Gavel schnell wieder auf. So kommt es am Sonntag zum Duell des Titelverteidigers gegen den aktuellen deutschen Meister.



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