Russland verlegt offenbar politische Gefangene an unbekannte Orte
An andere unbekannte Orte gebracht wurden den Berichten nach auch die früheren Leiterinnen der Regionalstäbe des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny. Wo Lilija Tschanyschewa, die in Ufa für Nawalny gearbeitet hatte, und Xenia Fadejewa aus Tomsk sind, darüber hatten aber weder Anwälte noch Angehörige den Berichten zufolge Informationen.
Nicht erst seit dem Tod Nawalnys, der in ein Straflager in die Arktisregion verlegt worden war und dort starb, sind die Sorgen um die wegen ihrer kremlkritischen Ansichten Inhaftierten groß. „Allem Anschein nach stehen wir vor einem sehr großen Austausch mit den Amerikanern (und nicht nur da)“, schreibt die Politologin Tatjana Stanowaja in ihrem Nachrichtenkanal bei Telegram. Näher führte sie ihre Aussage nicht aus, postete die Mitteilung aber inmitten sich häufender Nachrichten über das Verschwinden inhaftierter Kremlgegner.
Machthaber Wladimir Putin, dem nachgesagt wird, politische Gefangene als Geiseln zu nutzen, um Russen aus westlichen Gefängnissen freizupressen, hatte zuletzt wiederholt die Bereitschaft zu einem Austausch erklärt. Die USA wollen etwa die Freilassung des wegen Spionage verurteilten Korrespondenten Evan Gershkovich vom Wall Street Journal erreichen. Putin hat besonders großes Interesse an einem in Deutschland inhaftierten Russen, der wegen eines Mordes im Berliner Tiergarten verurteilt worden war. Aus Belarus kam indes die Nachricht, dass sich die Behörden mit dem Gnadengesuch eines zum Tode verurteilten Deutschen befassen. Machthaber Alexander Lukaschenko ließ sich nach Berichten von Staatsmedien in Minsk über den Fall unterrichten. Es gibt Spekulationen darüber, dass der Deutsche gegen den sogenannten Tiergarten-Mörder ausgetauscht werden könnte.
Wer sind Wladimir Kara-Mursa, Ilja Jaschin und Oleg Orlow – und wie geht es ihnen? Silke Bigalke, Korrespondentin der SZ in Moskau, über die inhaftierten russischen Oppositionellen: