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Vierschanzentournee: Das sind die Konkurrenten von Pius Paschke – Sport

by Marko Florentino
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Der Motivator

Es treten in allen Disziplinen immer wieder Sportler an, die gerne erst mal verdeutlichen, dass es ihnen gerade sehr schlecht geht. Es zwicke überall, im Hals kratze es, und am Rücken zieht’s, aber was hilft’s.

Der Schweizer Gregor Deschwanden äußerte zwar nicht jammernd, aber doch deutlich, dass es ihm zuletzt in Engelberg nicht gutging. Aber was soll’s: Schließlich dauere so ein Skisprung samt Anlauf nur 15 Sekunden, und das bisschen Fieber und Husten würde er schon überstehen. Gregor Deschwanden hat somit ein schönes Beispiel dafür abgegeben, wie man sich selbst motivieren kann.

Lange Zeit hatte die Schweiz keinen großen Springer mehr, Simon Ammann, 43, springt zwar noch, aber nicht mehr im vorderen Bereich. Jedoch hat Deschwanden die Lücke erkannt und sich draufgesetzt. Nun springt er mit den Besten aus den Top Ten, und wenn er so weitermacht, dann ist er womöglich sogar ein Kandidat für das Tournee-Siegertreppchen und ein Vorbild für alle Hochleistungsathleten, die es in der Midlife-Crisis noch mal wissen wollen. Auf Platz drei hat er jedenfalls zuletzt im Weltcup schon gestanden, und das im Alter von 33 Jahren.

Der Jäger

Auf dem Karrierehöhepunkt: Jan Hörl. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Es gibt Sportler, die in ihrer Disziplin exzellent sind und die doch über ihre Landesgrenzen hinaus kaum jemand kennt. Jan Hörls Laufbahn ging lange in diese Richtung. In Deutschland ist Hörl vor allem Skisprung-Fans ein Begriff. Jan Hörl, 26, sagt, er sei in der besten Phase seiner Karriere – nicht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, sondern weil es den Tatsachen entspricht. Er kann drei Gründe dafür anführen: „Mein Sprung ist eine Bombe – somit auch einer, mit dem ich Paschke noch einholen kann.“ Zweitens: „Paschke ist der Gejagte, alle Augen sind auf ihn gerichtet.“ Schließlich: „Unser ganzes Team ist stärker, das ist ein Vorteil.“ Tatsächlich ist dies auch der Fall: Die Österreicher nehmen viel Platz ein in der Spalte mit den Top Ten: Neben den drei Springern, die gleich hinter Paschke rangieren, kommt ein weiterer junger ÖSV-Springer auf Rang acht. Und wenn das nicht reicht: Für die Zukunft stehen noch reihenweise Talente zur Verfügung.

Der Geduldige

Elfter Versuch: Andreas Wellinger (Foto: Manuel Geisser/dpa)

Es kommt die Bescherung, da ist sich Andreas Wellinger ganz sicher, der vor dieser Saison der stabilste Springer des Deutschen Skiverbands war. Zu Wellinger, 29 Jahre alt, muss man nicht mehr viel erklären: lange Beine, kraftvoller Absprung, viel Fluggefühl und viel Dankbarkeit für die Geschenke – für ihn natürlich nicht die am Christbaum, sondern die guten Absprünge am Schanzentisch. Denn nun, in der sogenannten stillen Zeit, beginnt die Phase, in der an Sprungschanzen ein Höllenlärm losbricht und Wellingers Sport gegen fast alle Disziplinen gewinnt, nämlich in der Gunst der TV-Zuschauer. Ein einmaliges Format sei das Skispringen – und auch ein natürliches Vergnügen für die besten Springer auf den Schanzen in den vier Orten, die in den Alpen auf sie warten, sagt Wellinger. Zweiter war er letzten Winter geworden, und er hat noch Geduld. Vor allem hat er viel trainiert und unternimmt jetzt den elften Versuch, den Gesamtsieg der Tournee zu holen, er hat sich im Weltcup schon auf Platz 6 vorgearbeitet. Mögen unter dem Baum noch so viele Päckchen liegen, Wellingers Geschenk sieht ganz anders aus, und er muss es sich selbst machen.

Der Kaffeespezialist

In Finnland verweht: Johann Andre Forfang. (Foto: Wolfgang Kofler/Gepa/Imago)

Sein Spitzname ist Forfi oder Furf, eines seiner Hobbys, so heißt es, ist Kaffee – und das könnte wichtig sein. Wer sich mit Kaffee, vor allem dem italienischen Kaffee befasst, eine entsprechende Maschine besitzt und sich jederzeit einen wirklichen caffè zubereiten kann, der fühlt, dass ihm nichts passieren kann. Das gilt auch für einen Skispringer wie Johann Andre Forfang aus Trondheim in Norwegen. Die Spezialisten aus dem Ursprungsland dieses Sports sind in dieser Saison noch nicht sonderlich aufgefallen, zumal nicht beim deutschen Publikum. Allerdings waren die Norweger durchaus lange besser als ihr aktuelles Standing im Weltcup. Forfang könnte zweifellos weiter vorn positioniert sein, wäre er nicht im Weltcup-Springen in Ruka/Finnland im ersten Durchgang vom Wind schon recht weit oben auf den Aufsprunghang gedrückt worden. Dann wurde der zweite Durchgang wegen starken Windes abgebrochen, weshalb Forfang sich erst weiter an die Besten heranarbeiten musste. Nun jedoch steht er wieder dort, wo ein norwegischer Skispringer stehen sollte, beim letzten Springen in Engelberg war er Vierter. Wie er das geschafft hat? Mit gutem Training, mit Geduld, wohl auch mit Korrekturen im Sprungablauf und ganz bestimmt mit einem guten selbstgemachten Cappuccino.

Der Hochbegabte

Platz zwei im Gesamtweltcup: Daniel Tschofenig. (Foto: Philipp Schmidli/dpa)

Nach einer leichten Delle in der Erfolgslinie der Österreicher hat sich eine neue Lage ergeben. Österreichs Skisprungzentren liefern wieder Talente, und zwar so gute, dass sie meist doppelt mit sehr jungen Springern besetzt sind, die bereits im Weltcup mitspringen. Die Hochbegabten sind nun derart zahlreich, dass möglicherweise einige in der Wettkampfserie nicht zum Zuge kommen können. Einem wird dies wohl nicht passieren, Daniel Tschofenig, 22, denn er hat bereits den Routinier Jan Hörl überholt und steht im Weltcup auf Platz zwei. Tschofenig, 22 Jahre alt, kommt aus einer eher entlegenen Gegend Österreichs, dem Landstrich in der Grenzregion zu Italien im Veneto. Aber die Trainer in den Zentren der Bundesländer können sich immer besser im Coaching üben, weil sie wegen der vielen Talente so viel zu tun haben, was zu einem weiteren Phänomen führt: Viele österreichische Trainer wechseln ins Ausland, weil Skijumping-Coaching Made in Austria weiterhin boomt. So sehr, dass man meinen könnte, bald würden fast alle Chefcoachs der wichtigsten Skinationen aus Österreich stammen. Und wenn eine Nation einen 22-Jährigen wie Tschofenig vom eher lokalen Wintersportverein SV Achomitz/SD Zahomc aus dem Grenzland zum Zweitplatzierten im Gesamtweltcup ausbilden kann – wer sonst als die Österreicher?

Der Weltrekordler

43 Weltcupsiege: Stefan Kraft. (Foto: Manuel Stefan/Imago)

Einer der schon lange erfolgreichen österreichischen Springer passt auf den ersten Blick nicht zum Rest des Teams. Wenn die heutigen Teenies und jungen Twens ihr Training abhalten, darf einer von den ganz Arrivierten anders üben: Stefan Kraft. Der 31-Jährige aus dem Pongau braucht wegen seiner großen Erfahrung eher weniger Eisentraining als punktuelles Üben, er ist als Skispringer wirklich ein sehr reifer 31-Jähriger. Die meisten in diesem Sport fangen mit 20 Jahren an, die besonderen Abläufe so zu beherrschen, dass sie eine Schanze bis ganz nach unten ausspringen können. Nicht jedoch Stefan Kraft. Als er in den österreichischen Nationalkader aufgenommen wurde, war er zwölf; sein erster Einsatz im Weltcup kam mit 19, am 6. Januar im Winter 2012. Viele, die so früh schon weit gesprungen sind, müssen die Karriere früh beenden. Kraft aber springt – und springt weiter. Das kann er deshalb, weil er kleiner und leichter ist als viele Kollegen. Er hat in seiner bisherigen Karriere einige Zeichen gesetzt: 43 Siege im Weltcup, dazu 15 mit dem Team, vor allem aber auch den bis heute gültigen Weltrekord im Skifliegen in Vikersund in Norwegen mit 253,5 Meter. Er hat noch genügend Reserven für eine Überraschung, vor allem bei der Tournee.



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