Seiji Ozawa mit seinem markanten Gesicht und der wallenden Mähne kam immer wieder einmal ganz in Weiß ans Dirigentenpult, ohne je ein Aufheben von seiner Person zu machen. Ganz der klassischen Musik verschrieben, zu der für ihn selbstverständlich auch die Moderne gehörte, und nicht nur die seines gern dirigierten Toru Takemitsu (1930 – 1996), wie er selbst Japaner, aber fünf Jahre älter als Ozawa. Hört man, wie Ozawa dessen berühmtes «Requiem» dirigiert oder auch «A Flock Descends into the Pentagonal Garden», der Titel beschreibt Ozawas Haltung zur Musik, wie er Natur plastisch in Klang und Philosophie und Gelassenheit verwandelt, dann begreift man, dass dieser Musiker ganz schnell im Westen ein ausnehmend begehrter und angeblich der am häufigsten auftretende Dirigent wurde, zumal er auch einer der wenigen Alleskönner in seinem Metier war. Ozawa konnte europäische Musik verzaubern, ohne sie esoterisch oder impressionistisch verrinnen zu lassen. Jeder Klang bei ihm birgt ein Lebensgeheimnis, das er, ohne je zu eifern, formulierte.