Hunderte Menschen haben am Freitagnachmittag in Aschaffenburg gegen eine Kundgebung der AfD protestiert. Deren Landesverband hatte zum Gedenken an die Opfer der Messerattacke aufgerufen, dafür war der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke angereist. Er darf offiziell als Rechtsextremist bezeichnet werden. Mit dabei war auch Katrin Ebner-Steiner, die Vorsitzende der Landtagsfraktion, zusammen mit mehreren Landtagsabgeordneten. Ebenso AfD-Landeschef Stephan Protschka und der hessische AfD-Chef Robert Lambrou.
Die Gegendemonstranten bildeten eine Menschenkette um das blaue Klavier, eine Skulptur im Park Schöntal, wo Kerzen, Blumen und Stofftiere an die Toten und Verletzten des Angriffs erinnern. Ein 28-jähriger Afghane ist tatverdächtig, einen zweijährigen Jungen und einen 41 Jahre alten Mann ermordet zu haben. Ein zweijähriges Mädchen, ein 72 Jahre alter Mann und eine 59-jährige Erzieherin wurden schwer verletzt. Die Frau konnte das Krankenhaus inzwischen verlassen.
Die Demonstranten blockierten die Stelle, an der die AfD einen Kranz niederlegen wollte und störten die Kundgebung mit Gesängen und Sprechchören. Höcke beklagte, dass er daran gehindert werde, „ein würdiges Gedenken durchzuführen“.

„Nie wieder ist jetzt“, sagte Landeschef Protschka, und deutete damit das allgemein anerkannte Motto gegen Antisemitismus um. Nie wieder dürfe so etwas auf deutschem Boden passieren, sagte er und meinte den Messerangriff eines Migranten.
Der hessische AfD-Chef Lambrou forderte, „dass die Regierenden die Verantwortung übernehmen“ und es eine Politikwende in Deutschland gebe. Höcke kritisierte scharf, dass seine Partei ihre Versammlung nicht wie geplant habe abhalten können. Er selbst würde niemanden davon abhalten, seine Meinung zu äußern, „egal wie cool, wie abwegig oder wie sonderbar“ diese sein möge. Das müsse „dieses deutsche Volk“ wieder lernen.
Höcke sprach von den Tätern, die „für gewöhnlich nicht Jonas und Tobias, Niklas und Marvin oder Max und Moritz“ heißen. Das seien diejenigen, „die unsere Mädchen und Frauen gruppenvergewaltigen“, die „Menschen mit Macheten in kleine Stücke hacken“. Er spreche das aus, weil es sein Recht sei, sagte Höcke.

Nach der Messerattacke von Aschaffenburg
:„Die Botschaft sollte sein: Ja, das Böse gibt es, aber es ist weit weg“
In Aschaffenburg mussten Kinder mit ansehen, wie ein Junge aus ihrer Kita-Gruppe erstochen wurde. Wie sollen Erzieherinnen und Eltern mit so einer Tat umgehen? Und wie erklärt man Kindern „das Böse“ in der Welt? Ein Kinderpsychiater weiß Rat.
Für Samstag plant ein Bündnis verschiedener gesellschaftlicher Akteure namens „Aschaffenburg ist bunt“ ein Gedenken am Theaterplatz der Stadt, wie das Bündnis auf Facebook mitteilte. Unter dem Motto „Aschaffenburg steht zusammen!“ wollen sich die Teilnehmer gegen eine Instrumentalisierung der Tat wenden.
Am Sonntag wird eine Trauerfeier mit ökumenischem Gedenkgottesdienst in Aschaffenburg stattfinden, zu der sich auch Bundesinnenminister Nancy Faeser (SPD) und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt haben. Söder hat für den Sonntag in ganz Bayern Trauerbeflaggung angeordnet. Die Gedenkfeier soll um 10.30 Uhr beginnen. Sie wird auf einer Leinwand auf dem Stiftsplatz übertragen. Zudem soll sie auf dem YouTube-Kanal der Stadt Aschaffenburg zu sehen sein.