Sitz, Platz und Aus: Die meisten Menschen erwarten nicht viel von ihren Haustieren. Katzen sollen nicht alle Möbel zerkratzen und in der Wohnung kein Mäuse-Schlachtfest veranstalten, Hunde artig bei Fuß gehen, Bälle fangen und vielleicht Männchen oder Weibchen machen. Nur Ehrgeizlinge erwarten von ihren Lieblingen, dass sie sich an Universitäten einschreiben, um Sozialwissenschaften, Quantenmechanik oder Ägyptologie zu studieren.
Pebbles, eine schwarz-weiße Katze aus Colchester in England, besucht allerdings seit 14 Jahren freiwillig die University of Essex. Das Tier fühlt sich an der Hochschule so wohl, dass es täglich zwischen den Studierenden umherstreift und in Hörsälen döst. Katzen sind rätselhafte Wesen, niemand weiß, was Pebbles deutlich länger an der Uni hält als die meisten Studenten. Anstelle eines Ehrendoktortitels ließ die University of Essex der «Campus Cat» für ihre Treue zur Wissenschaft nun eine besondere Ehrung zukommen. Auf dem Unigelände wurde eine Bronzestatue eingeweiht, die Pebbles in anderthalbfacher Größe darstellt.
«Es ist nur selbstverständlich, dass eine so kluge und gastfreundliche Katze Essex als ihren Wohnort gewählt hat», sagte Katzlerin Sarah Perry, sorry, Kanzlerin Sarah Perry bei der Enthüllung der Statue. Die Studentenvereinigung veranstaltete einen «Campus-Katzentag» mit schnurrigen Gedichten und einem Cat-Content-Fotowettbewerb. Studierende, Hochschulpersonal und Kanzlerin Perry trugen Katzenohren als Kopfschmuck. Bei allem Respekt, «selbstverständlich» ist es kaum, dass Uni-Kanzlerinnen mit Katzenohren einem Festakt beiwohnen.
Im Laufe der Kulturgeschichte hat der Mensch nicht nur Löwen, Adler, Bären und Drachen als Symbol der Kraft verehrt, sondern gerne auch Hunde, Katzen und andere flauschige Freunde. In Istanbul erinnert eine Bronzestatue an den Kater Tombili, der oft in lässiger Pose auf Treppen herumlungerte. Die berühmteste Hundestatue der Welt hat ebenfalls mit einer Uni-Laufbahn zu tun. Vor dem Bahnhof Shibuya in Tokio steht die Statue von Hachiko, einem Akita-Hund, der in den 1920er-Jahren lebte. Er holte jeden Tag sein Herrchen Hidesaburo Ueno, einen Professer an der Kaiserlichen Universität Tokio, am Bahnhof ab. Nachdem der Professor während einer Vorlesung an einer Hirnblutung gestorben war, wartete Hachiko weiter am Bahnhof – zehn Jahre lang.
Auch Dänen sind tierfreundlich, aber erstaunlich selbstkritisch, was die Auswahl von Statuen angeht. Dem dänischen Kulturminister Jakob Engel-Schmidt ist aufgefallen, dass es in Kopenhagen «mehr Statuen von Fabelwesen und Pferden gibt als von Frauen». Von 101 Statuen seien 70 Männern gewidmet, 26 Tieren und nur fünf Frauen. Die Regierung will nun 50 Millionen dänische Kronen (6,7 Millionen Euro) für eine bessere Mann-Frau-Tier-Balance ausgeben. Statt Männern, Pferden und Fabelwesen sollen mehr Frauen gezeigt werden. Unbestätigten Meldungen zufolge starten Kanzlerin Sarah Perry und Campus Cat Pebbles eine begleitende Studie.