Das Wort von der „postumen Adenauerschen Linken“ war ursprünglich nicht unbedingt als Kompliment gemeint. Der Historiker Heinrich August Winkler beschrieb damit eine zeitgeschichtliche Ahnenreihe von aus seiner Sicht verspätet zur Westbindung Bekehrten, die von Kurt Schumachers SPD und den Anhängern von Gustav Heinemanns Gesamtdeutscher Volkspartei in den Fünfzigern bis zur Friedensbewegung und den Grünen in den Achtzigern reichte. Spätestens mit Joschka Fischers Amtsantritt als rot-grüner Außenminister 1998 wurde daraus aber eine intergenerationell passende Formel linksliberaler bundesrepublikanischer Selbstanerkennung: Wir sind, was wir geworden sind.