Drei Jahre ist es nun her, dass sich Baden-Württemberg eine Imagekorrektur gegönnt hat, mit einem neuen Landesslogan. Das wirtschaftsstarke Bundesland wollte nicht länger unter Wert als „Ländle“ wahrgenommen werden und auch nicht mehr mit dem etwas in die Jahre gekommenen Spruch „Wir können alles. Außer Hochdeutsch“. Sondern, selbstbewusst und auch ein wenig ironisch, als „The Länd“. Modernes Marketing sei das, hieß es damals, und hilfreich bei der Anwerbung internationaler Fachkräfte. Kritik und Spott („Wir können alles. Außer Englisch“) gab es gleichwohl.
Seit wenigen Wochen hat Baden-Württemberg auch ein neues Landeslogo – und nun, mit etwas Zeitverzug, die nächste Debatte: Ist die Neuerung zeitgemäß oder geschichtsvergessen? Das neue Landeslogo nämlich „zitiert das Landeswappen“, so hat es Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei der Einführung erklärt. Damit das Land auch auf dem kleinen Bildschirm des Smartphones gleich erkennbar sei, fügte Kretschmann hinzu, ist das Logo aber auch „deutlich reduziert“.
Kritiker finden indes: in unzulässiger Weise reduziert.
Das neue Logo zeigt in einer Standardversion in stilisierter Form nur die drei Löwen aus dem Landeswappen, in schwarzer Farbe vor gelbem Hintergrund. In einer Variante ist sogar nur ein Löwe zu sehen. Die Neuinterpretationen weichen damit doch etwas ab vom kleinen Landeswappen, und erst recht vom großen Landeswappen, den beiden Ausführungen des baden-württembergischen Hoheitszeichens. Die Wappen zeigen jeweils drei schwarze Löwen mit roten Zungen in einem goldenen Schild, auf dem eine Krone ruht, so ist es im Landeshoheitszeichengesetz (LHzG) geregelt. Im großen Landeswappen schmücken Plaketten der historischen Wappen von Baden, Württemberg, Hohenzollern, Pfalz, Franken und Vorderösterreich die Krone, die sechs südwestdeutschen Territorien. Der Schild wird zudem von einem goldenen Hirsch (württembergisches Wappentier) und einem goldenen Greif (badisches Wappentier) gehalten.
Und nun? Schmückt die minimalistische Drei-Löwen-Variante den Internetauftritt des Landes und die Briefköpfe der Ministerien. Ohne Hirsch und Greif, deren Fortbestand immerhin in einem „Extended Logo“ gesichert ist. Vor allem aber: ohne die Plaketten.
Kritik kommt von der Landesvereinigung Baden in Europa, aber auch von der CDU, Kretschmanns Koalitionspartner. Von einer Regierungskrise zu sprechen, wäre übertrieben. Aber angesichts der historischen Dimension der Debatte sah sich der Ministerpräsident in dieser Woche doch zu einer förmlichen Verteidigung des schlichten Drei-Löwen-Designs veranlasst: „Das ist jetzt in der digitalen Welt das Richtige!“
Die Landesvereinigung Baden sieht in der Reduzierung des Logos auf drei schwarze Löwen dagegen „eine gravierende Verfehlung, die weder der Tradition noch der kulturellen Identität unseres Landes“ gerecht werde. Das Urteil des CDU-Innenpolitikers Christian Gehring fällt ähnlich vernichtend aus: Das neue Logo sei „überflüssig, unnötig und ein Rückschritt“. Auf eine schriftliche Anfrage Gehrings antwortete Kretschmanns Staatsminister Florian Stegmann (Grüne) ohne Zugeständnisse, dafür mit dem neuen Landeslogo im Briefkopf.